Kiss or Kill each other

Die Top 5 Verhaltensweisen, an denen du erkennst, dass sich deine Kinder gegenseitig zumindest mögen

Es ist Mai, die Sonne brennt fast schon senkrecht vom Himmel auf das karge Land Peter Tschentschers herunter. Das Thermometer auf dem Balkon verspricht wonnige 51° Celsius. Da kommt fast Urlaubsfeeling auf. Obwohl, so richtig war mir in letzter Zeit nicht nach Urlaub zumute. Ich habe lange nichts von mir hören lassen. Vier Monate sind vergangen. Vier lange Monate.

Ende Januar lag noch Schnee, minus fuffzehn Grad. Wieso kann man bei Eiseskälte draußen drinnen nicht bloggen? Der gemeine Leser könnte meinen, es sei jemand verstorben. Oder zumindest jemand schwer erkrankt. Oder man hat die Rechnung vom Provider nicht mehr begleichen können. Oder oder oder. Glücklicherweise nichts von alledem. Zum Ende des Winters, wenn sich erstmals in deinem Leben Bakterienkolonien aus Kindergärten mit Bakterienkolonien aus Kinderkrippen und Virenstämmen aus Tagesmüttergruppen symbiotisch vereinen, macht das Leben einfach keinen Spaß mehr. Wenn sich diese miese fiese Symbiose aus Krankheitserregern wie beim Flaschendrehen reihum an alle Familienmitglieder heftet und nicht locker lässt bis auch das letzte Antibiotikum aufgebraucht, das letzte Schnupfenspray sich in Luft aufgelöst und das finale fiebersenkende Zäpfchen den Weg in die Untiefen des kindlichen Verdauungstraktes gefunden hat, dann, ja dann weiß man, dass es für einen Chief Family Officer wichtigere Aufgaben gibt als sich medial über die Rotznasen auszulassen. Zumal ich das ja bereits schon einmal getan habe.

Aber das haben wir jetzt hinter uns gelassen. Und daher starten wir heute endlich wieder mit einer weiteren Episode aus dem nicht enden wollenden Repertoire an unglaublich erschreckenden Anekdoten, die das Vatersein tagtäglich für einen bereit hält. Heute befassen wir uns ausführlich und wie immer wissenschaftlich unfundiert mit der Thematik Geschwister.

Geschwister. Die Geschwister. Und: das Geschwister. Steht so im Duden. Das Geschwister. Singular, Nominativ. Es war mir bis heute nicht bewusst, dass es das Wort nicht nur im Plural gibt. Auch wenn Sprachguru Bastian Sick das Gegenteil behauptet. Der Duden lügt nie. Das Geschwister. Dann muss es auch einen Genitiv geben á la „Du darfst die Spielzeuge des Geschwisters nicht kaputt machen“. Und einen Dativ wie „Du darfst dem Geschwister nicht mit der flachen Hand auf den Kopf schlagen.“ Wenn es ein Wort gibt, dass ich in fast vier Jahrzehnten eigenen deutschen Sprachgebrauchs bislang nie auch nur ein Mal benutzt hatte, ist es „Geschwister“ im Singular.

Wobei, eigentlich irgendwie doch, in der Verniedlichungsform mit dem süßen „chen“ im Abgang. Also der Diminutiv. Wieder was gelernt. Das Geschwisterchen. Ja, das klingt nach Sprachkunst, nach Poesie, putzig, süß, zum Knuddeln. Aber es mutet schon interessant an, dass es ein Wort ausschließlich in der Verniedlichungsform in die Münder unserer Mitmenschen schafft. Achtung, Theorie: Kommt es womöglich daher, weil das Geschwister nur sooo überhaupt zu ertragen ist?!

Geschwister – Fluch und Segen auf all deinen Wegen

Geschwister. Uih, bei dem Thema kommt bei Vielen so richtig Freude auf. Egal ob im Singular oder Plural. Nicht nur, wenn man eigene Kinder hat, sondern auch wenn man selbst mit Geschwistern gesegnet ist – oder bestraft. Je nachdem, ob man das Glas halbvoll findet oder halbleer – bevor man das Weizenbier auf seine letzte Reise schickt – kann man da durchaus geteilter Meinung sein, basierend auf den unzähligen Erfahrungen, die man im Laufe der Jahre so gemacht hat.

Aber gehen wir am besten mal chronologisch vor. Erste Geschwister ever und überhaupt? Türlich, Kain und Abel. Steht es nicht irgendwie sinnbildlich für meine Theorie, wenn ausgerechnet der Prototyp des Geschwisters dem anderen die Rübe einschlägt? Was ist denn das für eine fehlgeleitete Vorbildfunktion, wer hat sich sowas ausgedacht? Und dann war da ja noch der Set. Ja, der gute Set wird oft vergessen, wenn Pseudointellektuelle aus der Genesis palavern. Vergessen wie auch z.B. Michael Collins, der bei der Fake-Mondlandung keine Fake-Sprünge machen durfte wie Neil Armstrong und Buzz Aldrin, sondern in der Fake-Kapsel drumherum fliegend die Stellung halten musste. Nun gut, die drei waren keine Brüder, aber man ahnt bereits, worauf ich hinaus will. Set war Nachzügler und zugleich Abel-Ersatz, weil der da halt schon tot war. Was ihm wohl Adam und Eva auf seine Frage, ob er denn auch ein Wunschkind gewesen sei, geantwortet haben? Wie muss sich der Arme gefühlt haben wohlwissentlich, dass sein einziger lebender Bruder der Mörder seines einzigen getöteten Bruders ist? Und das zu einer Zeit, als die Kriminalitätsrate erdumfassend noch verschwindend gering war, da es weder libanesische noch kasachische Familienclans gab?

Wie auch immer Set das verarbeiten konnte, wissen wir nicht. Was wir alle, die Geschwister haben, an Positivem wie auch Negativem berichten können über das Geschwistersein, wissen wir sehr wohl. Wenn man Zwillinge erwartet oder Kinder mit nur geringem Altersunterschied hat, ist mit das Erste, was einem beim Gedanken an den Nachwuchs in den Sinn kommt, die folgende Aussicht: „Die Beiden werden zum Glück nie allein sein und immer den anderen an seiner/ihrer Seite haben.“ Nach zwei Jahren Praxistest frage ich mich stattdessen: „Wollen die das eigentlich auch selbst bzw. mögen die sich überhaupt im Ansatz?“ Damit Ihr Euch darüber keine Sorgen machen müsst, habe ich Euch die 5 wichtigsten Verhaltensweisen, an denen Ihr merkt, dass sich Eure Kinder gegenseitig mögen (von Liebe wollen wir nicht gleich sprechen), mal ratzfatz zusammengefasst.

1. Essen klauen

Der Streit um die letzte verbliebene Gurkenscheibe (oder manchmal auch alle Gurkenscheiben) auf dem Tisch, das letzte Stück Wurst (oder die ganze 500g-Salami) auf dem Teller wird unter Geschwistern teilweise ausgefochten wie der Kampf um den Schwergewichtstitel im Profi-Boxen. Taktik, Kraft, Geschwindigkeit und Geschrei spielen dabei die Hauptrollen. Doch wer denkt, dass es hier um Neid, Missgunst oder andere negative Charaktereigenschaften geht, der irrt. Man möchte dem anderen schließlich nur ersparen, so fett zu werden, dass man später keine Karriere als Hollister-Verkäufer starten oder bei Heidi Klum von vornherein außen vor ist, wenn Magerwahn auf Hirnbulemie trifft. „Schade, du bekommst kein Futter-Foto.“ Wohl dem, der ein Geschwister hat, das die Reste futtert.

2. An den Haaren ziehen

„Das ist doch an den Haaren herbeigezogen.“ Eine aberwitzige Theorie, dass ausgerechnet Haare ziehen ein Zeichen von Zuneigung bedeuten soll! Aber habt Ihr Euch schon mal Gedanken darüber gemacht, was Eure Haarfollikel davon halten? Das ist für selbige nämlich die reinste Wonne. Endlich testet mal jemand, ob Haar, Wurzel, Talg und was da sonst noch so rumwuchert, feste zusammengehören; die Durchblutung der Kopfhaut wird gefördert, sodass Eure Gören und Buben später auf Syoss, L’Oreal, Alpecin und Co. verzichten können. Außer sie sind durch Euch genetisch vorbelastet, Pech gehabt.

3. Schubsen

Wer denkt, dass das Schubsen unter Geschwistern ein Ausdruck von Abneigung oder gar abgrundtiefem Hass ist, der irrt gewaltig. Schubsen stellt unter Geschwistern lediglich das Testen eines physikalischen Verhaltens, nämlich des ruckartigen Beschleunigens dar, es ist nicht anderes als eine zusätzliche Schubkraft, um den Körper des Geschwisterchens ohne eigenen Kraftaufwand schnell von Punkt A zu Punkt B zu befördern. Punkt A steht hierbei für eine beliebige Koordinate im Kinderzimmer, Wohnzimmer, in der Küche oder dem Garten. Punkt B dagegen wird häufig durch einen festen Gegenstand beschrieben, wie beispielsweise die spitze Ecke einer Schrankwand, die scharfe Kante eines Tisches oder Bordsteines, eine blasse Betonwand sowie in Ausnahmefällen auch ein Gegenstand in festflüssigem Aggregatzustand wie ein Haufen Hundekot, der dankenswerter Weise am Wegesrand auf zahlreiche minderjährige Besucher wartet. Man verkennt jedoch dabei oft, dass das eigentliche Ziel des Vorgangs nicht das Erreichen von Punkt B, sondern der Weg als solcher ist. Das Gefühl der Beschleunigung des eigenen Körpers bis nahe Lichtgeschwindigkeit erleben die Geschwister vermutlich erst wieder in anderthalb Jahrzehnten beim Kauf des ersten Porsche, natürlich ein sauberer Diesel. Wer auf dem Führerscheinfoto noch mit allen Schneidezähnen grinsen kann, hat das Autofahren eigentlich gar nicht verdient, oder hatte zum Glück laaaange seine Milchzähne.

4. In die Augen kneifen

Okay, zugegeben, das erfordert schon ein wenig Fantasie. Aber bevor man selbst keine Kinder hat, sollte man nichts für unmöglich erachten. Man glaubt ja auch nicht, dass so winzige Menschen wie Babies ein Fünftel ihres Körpergewichts an organischen Abfällen in einer einzigen Windel für die Nachwelt hinterlegen können. Wenn man das mal hochrechnet auf einen Erwachsenen…

Wie dem auch sei. Auch das Kneifen, gern beidseitig, in die Augen des gegenüberliegenden, -sitzenden, -stehenden und dabei gern schlafenden Geschwisterchens stellt wohl eine der am häufigsten verwendeten Formen des Zeigens von Zuneigung dar. Dabei gibt es jedoch geschlechterspezifische Unterschiede:

Bei den Damen können somit schon früh Smokey Eyes in allen Variationen getestet werden. Klassisch oder dezent, mit viel oder wenig „Rauch“. Bei den Herren dagegen stehen blau oder schwarz schimmernde Augenpartien inzwischen für mehr als nur den blutigen Kampf zwischen bis Oberkante Unterlippe testosteronbefüllter Jungs. Man kann hier später im Leben relativ einfach auf Überarbeitung nach 15-Stunden-Tag im Büro oder Ganztags-Schichten im Krankenhaus plädieren. Im Zweifel für den Angeklagten, ähh Arbeitnehmer. So lernt das Geschwisterchen schon früh den Umgang mit dem fehlenden Mitleid anderer zur eigenen beruflichen Situation zu ertragen.

5. Erdrücken – bis zum Ersticken ausbaufähig

False friends sind Euch noch ein Begriff, oder? Gift, zum Beispiel. Bringt man doch immer gern mit, wenn man irgendwo eingeladen ist. Mindestens aber an Weihnachten. Auch das Erdrücken ist ein typischer false friend. Es ist damit explizit nicht gemeint, jemanden durch ein Übermaß sehr stark zu belasten [und in der Existenz zu gefährden], sondern beschreibt lediglich das durch sehr starke „Überfreudung“ geprägte Symbol des Umarmens. Niemand sollte sich daher ernstzunehmende Sorgen um den Nachwuchs machen, wenn dieser nach zweiminütigem Ringkampf mit dem Geschwister blau angelaufen nach Luft schnappt. Es spiegelt hier eindeutig nur den Willen des Kindes wider, das Geschwisterchen so nah wie möglich bei sich zu wähnen – und es am Besten nie wieder loszulassen. Getreu dem Motto „sie werden nie allein sein und immer den anderen an ihrer Seite haben, ein ganzes Leben lang.“ In diesem Sinne, auf die kommenden 80+ Jahre!

PS. Wir übernehmen keinerlei Garantie für die Interpretation ähnlicher Verhaltensweisen Eurer Kinder. Das müsst Ihr schon selbst rausfinden.

Image Source: https://www.freestock.com/free-photos/brotherly-love-two-boys-1730194

 

 

 

Veröffentlicht von

rabaukenpapa

Stolzer Dreifach-Papa und CFO (Chief Family Officer), weil gesegnet mit Thronfolger und Zwillings-Prinzessinnen. Vor dem Papa-Job ein Jahrzehnt in der Kommunikation und Werbung tätig, dabei erinnerte Vieles oft an Kindergarten, den ich jetzt 24/7 real zuhause habe.

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