Top 5

Top 5 – Warum Zwillinge etwas wirklich Außergewöhnliches sind

Zwillinge machen Arbeit, viiiel Arbeit – und Dreck, viiiel Dreck – ach ja, und Krach, und Freude, ja, manchmal auch das. Im Vergleich zum normal nervenden Einling sind Zwillinge wahrhaftig die potenzierte Kindsurgewalt. Glaubt ihr nicht? Hier sind meine persönlichen Top 5 Beweise, warum es mit Zwillings-Babies gaaanz anders als mit Einlingen ist.

1. Deine zwei Arme sind immer einer zu wenig

Schon direkt nach der Geburt deiner Zwillinge, du hast gerade erst verarbeitet, dass alle Ultraschalle Recht hatten und das eine Wunschbaby nicht doch ein Echo geworfen hat, hast du als Papa das Problem, dass du so gar keine Hand frei hast, um so ganz banalen Tätigkeiten nachzugehen, die man als Mann nun mal macht, z.B. um dich zu kratzen. Egal wo.

Während Mama noch „zugemacht wird“ oder sich bereits das erste Piccolöchen gönnt, hast du als Vater bereits den ersten Ernstfall zu bewältigen. Links auf dem Arm eine Maus, rechts die andere. Und dann spürst du, wie es langsam am Rücken anfängt zu jucken. Ach was, so ein kleines Jucken, was kann das schon anstellen?! Dafür habe ich doch zwei bezaubernde Wesen auf den Armen. Hmmh, eine Minute geht das gut, vielleicht auch fünf, aber spätestens nach zehn Minuten treibt dich so ein kleines Jucken dermaßen in den Wahnsinn, dass du kurz davor bist die gynäkologische Fachärztin mit Doktortitel, die immer noch am „Zumachen“ deiner Frau ist, zu bitten ihre Nägel in deinen Rücken zu bohren. Schön langsam, einen nach dem anderen. Aber nur kurz davor. Zwillings-Väter kennen nämlich keinen Schmerz.

2. Der Körper-Airbag

Zwillinge lernen nicht zwangsläufig später als Einlinge das Laufen, genauso wie sie weder länger brauchen für das erste Wort, die erste feste Wurst noch das erste Fernsehverbot. Allerdings fällt eine(r) der beiden glücklicherweise fast nie auf den harten Boden, sondern grundsätzlich auf das Geschwisterchen. Ob Bauch, Rücken, Beine, Kopf (!), Füsse oder Arsch, es gibt kein Körperteil, dass nicht mindestens einmal täglich als menschlicher Airbag herhalten muss. Was Zwilling eins kauernd am Boden damit als menschliches Schutzschild für Zwilling Nummer zwei leistet, kann man also gar nicht hoch genug bewerten.

3. Forget Rückenschule

Wenn ihr das nächste Mal Eltern von frisch geborenen Einlingen seht, schaut euch doch mal deren Körperhaltung an. Genauer gesagt, die bis zur Unkenntlichtkeit verbogenen Strukturen, die früher mal Rücken und Schultern gewesen sein sollen. Spätestens ab Lebenswoche FÜNF, wenn die kleinen Kacker dank Muttermilch oder Milupa ordentlich Fett ansetzen, wird der anfangs ach-so-leichte Maxi Cosi mal eben schnell zum vollen Kasten Bier – im übertragenen Sinn. Und den dann mal eben zum Kinderarzt, in die Mall, aus dem Auto, in das Auto oder wegen der andauernden eigenen Höllen-Rückenschmerzen vom Parkplatz die vier Stockwerke zum Kassen-Orthopäden hochzuwuchten, jaaaa, da verabschieden sich die Bandscheiben mal eben so schnell wie Rekruten in der Grundausbildung; die Wirbelsäule verformt sich zum doppelten Fragezeichen, und bei Regen läuft das Wasser zukünftig dank der hängenden rechten Körperhälfte schön über den Buckel und die Schulter ab. Meist findet man Einlings-Eltern dann später vor Apotheken herumlungernd, um sich mit Ibuprofen-Nachschub zu versorgen oder jahrelang mit Abo in der Rückenschule. Bei Zwillingen bleibt dir all das erspart. Wer mal zwei vollbepackte Römer-Sitze samt 12-monatigem Mops-Inhalt kerzengerade durch die Gegend getragen hat, weiß, wovon ich schwärme. Gleichgewicht halten ist Alles. Dazu muss man nicht mal Waage sein!

4. Hinz und Kunz – und viele andere nette Leute

Jeder, der mal mit einem vollbesetzten Zwillingskinderwagen durch die Gegend gelaufen ist, sei es, um kurz Babybrei-Nachschub von LIDL zu besorgen, der übrigens auch hungrigen Vätern schmeckt, oder um einen Koffein-und Zucker-Rettungs-Latte Macchiato mit Extra Caramel beim Bäcker um die Ecke zu bestellen, oder einfach nur beim Spazierengehen, um das nächtliche Laktat aus den Beinen zu laufen, dass sich durch 84-maliges Aufstehen gebildet hat – immer, ja wirklich immer, gibt es auf dieser Welt jemanden, der dich aus heiterem Himmel anspricht. Da magst du selber aussehen wie der letzte Oger, ungeduscht, nach billigen parfümfreien Feuchttüchtern riechend, um den Gestank deiner Windel-Hände zu übertünchen oder unrasiert mit einem ZZ Top-Gedächtnis-Bart ausgestattet, der deiner Familie ausser einem „Taliban-Kompliment“ nichts mehr abgewinnen kann. Selbst dann sprechen dich wildfremde Leute an. Auch das große „Fuck you“ auf deiner Stirn wird vom anstürmenden Pöbel geflissentlich übersehen. Als ich nur Einlings-Vater war, interessierte sich in der Öffentlichkeit so ziemlich niemand für mich und meinen Stammhalter. Zwillinge ändern diesen Status garantiert. Auch das Muster der Ansprache ist nahezu jedes Mal identisch oder zumindest in großen Teilen sich frappierend ähnelnd. Dazu später aber mal mehr. Als Zwillings-Dad bist du im Vergleich zum schnöden Einlings-Vater auf jeden Fall etwas Besonderes – das lassen dich jeden Tag viele deiner Mitmenschen wissen, ob du willst oder nicht.

5. Es kommt nicht nur auf die Länge an

Pfui. Alle mal wieder runterkommen von dem Gedankenporno grad. Es geht hier nicht um die Länge, sondern um die Breite. Vom allerwichtigsten Spielzeug eines Vaters. Vom Kinderwagen, ihr Lustmolche. Einlings-Kinderwagen sind heutzutage schon was Feines. Keine sperrigen 15 Kilo-Monster mehr. Außer man kauft sich diese Retro-Dinger – so ganz ohne ABS, Fahrspurassistent und Servolenkung, weil das ja angeblich wieder so „IN“ ist, Kinder in Panzern durch die Gegend zu schieben. So „IN“ wie Fokuhila und Dosen-Ravioli. Außer für jene Menschen, die ihre Einlinge lieber in großkupfernden Mercedes-liken Kinderwagen mit dem iPhone 7 Plus im Dauer-Anschlag die Straßen hinauf und hinunter stoßen, diese Instagram-Trolls, ja für alle anderen gibt es heutzutage eine Riesenauswahl an handlichen, praktischen, leicht zu bedienenden, formschönen, modischen und einfach nur schicken Kinderwagen. Und ganz ehrlich, wer hat seinen Kinderwagen, nachdem der erste Balg endgültig nicht mehr vom Laufen abzuhalten war, NICHT fein säuberlich in den Schuppen, die Garage oder auf den Dachboden gestellt, um ihn beim zweiten positiven Schwangerschaftstest mit breitem „Ich-habs-ja-gewusst-dass-es-ein-Mädchen-wird-Grinsen“ wieder rauszukramen?! Pustekuchen!! ZWEI piepende Punkte auf dem Ultraschall. Zwei Mutterkuchens. Zwei Fruchtblasens. Alles Wörter, die man sonst nur im Singular in den Mund nimmt – also verbal. Wobei einige inzwischen Ersteres ja auch in den Mund nehmen und dann feste zubei… Naja, anderes Thema. So schnell wie Angela Merkel ihre grundlegende Haltung in konservativen Heiligtümer-Themen der Union ändert, so schnell hat sich der Plan des „Recyclens“ deines alten Kinderwagens erledigt, wenn du Zwillinge erwartest. Eine erste obligatorische Amazon-Suche lässt Fürchterliches erahnen. Bei Mobile.de werden italienische Kleinstwagen anschließend mitunter günstiger angeboten als das gesuchte Gefährt. Sogar Traktoren wirken neben Zwillingswagen wie süße Spielzeug-Autos. Letztlich überzeugt dich dann doch die Fleischereifachverkäuferin, ähh beziehungsweise die Zwillingskinderwageneinzelhandelsfachverkäuferaushilfsassistentin, die schnurstracks das Macbook unter den vier ausgestellten Modellen im 1000-Quadratmeter-Ausstellungsraum ansteuert. Immerhin gab’s den Kaffee umsonst. Sämtliche Freudentränen, die du nach dem Erwerb des neuen Zweitwagens der Familie vergossen hast und die jetzt langsam über deine Wangen laufen, erkalten in dem Moment zu einem eiskalten Wangen-Gletscher, als du den neuen Mittelklasse-Kinderwagen das erste Mal durch die Haustür schieben möchtest… und steckenbleibst. „Was hast du denn da für einen Mist gemessen?“, raunzt dich das kurz-vorm-doppel-wurf-stehende und mit Hormonen randfüll gefüllte Weib von hinten an. Jetzt müsste mal ein „Ruck durch Deutschland gehen“, denkst du dir. Sagte schon unser BuPrä a.D. Roman Herzog, Gott hab ihn selig, oder halt wenigstens ein Ruck durch meine Haustür! Und siehe da, manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder. Ob das die Kassen bei Rossmann, LIDL und Real, die Eingangs-Pforten im Bürgerbüro oder der KfZ-Zulassungsstelle genauso gelassen sehen, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Es kommt halt IMMER auf die Breite an.

Image Source: https://www.freestock.com/free-photos/number-five-3d-grass-texture-isolated-65842177

Veröffentlicht von

rabaukenpapa

Stolzer Dreifach-Papa und CFO (Chief Family Officer), weil gesegnet mit Thronfolger und Zwillings-Prinzessinnen. Vor dem Papa-Job ein Jahrzehnt in der Kommunikation und Werbung tätig, dabei erinnerte Vieles oft an Kindergarten, den ich jetzt 24/7 real zuhause habe.

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