Väter Archive - Der Ratgeber-Blog für Väter und alle, die es mal werden wollen https://www.papasrabauken.de/tag/vaeter/ Geistreiche und geistlose Anekdoten über das Leben als Dreifach-Papa Sat, 30 Dec 2017 21:16:52 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.3 https://www.papasrabauken.de/wp-content/uploads/2017/12/cropped-Signet-32x32.png Väter Archive - Der Ratgeber-Blog für Väter und alle, die es mal werden wollen https://www.papasrabauken.de/tag/vaeter/ 32 32 Wenn das Fleisch schwach und der Wille noch schwächer ist – Teil 2 https://www.papasrabauken.de/2017/12/20/wenn-das-fleisch-schwach-und-der-wille-noch-schwaecher-ist-teil-2/ https://www.papasrabauken.de/2017/12/20/wenn-das-fleisch-schwach-und-der-wille-noch-schwaecher-ist-teil-2/#respond Wed, 20 Dec 2017 21:30:02 +0000 https://www.papasrabauken.de/?p=253 So, wo waren wir stehengeblieben? Achso, Nabelschnur auf Instagram. Jetzt ist der Nachwuchs also da. Im Krankenhaus. Bei Mama nebenan im Beistellbettchen. So klein, so niedlich. Papasein ist echt toll. Aber gleich muss ich nach Hause. Pokerabend mit den Jungs. Was sein muss, muss sein. Der Nachwuchs versteht das schon, schläft ja eh fast den … Wenn das Fleisch schwach und der Wille noch schwächer ist – Teil 2 weiterlesen

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So, wo waren wir stehengeblieben? Achso, Nabelschnur auf Instagram. Jetzt ist der Nachwuchs also da. Im Krankenhaus. Bei Mama nebenan im Beistellbettchen. So klein, so niedlich. Papasein ist echt toll. Aber gleich muss ich nach Hause. Pokerabend mit den Jungs. Was sein muss, muss sein. Der Nachwuchs versteht das schon, schläft ja eh fast den ganzen Tag. Und außerdem habe ich ja später noch zwei Monate Elternzeit beantragt – und sogar widerwillig „genehmigt“ bekommen, weil mein Arbeitgeber keine andere Wahl hat laut Gesetzgebung. Zwei Monate. Zwei Mal der Verzicht auf knapp 35% Prozent meines üppigen Nettogehalts, von dem 90% meiner Mitbürger nur träumen können. Aber dann ist auch Schluss. Mehr Geld will ich dem Staat nun wirklich nicht schenken, wenn ICH statt meiner Frau, die zwar auch gut verdient, weil emanzipierte Frauen heutzutage halt auch (gern) arbeiten, zuhause bleiben müsste, um das Kind zu betreuen.

Vatersein endet nach 60 Tagen, rät dir Papa Staat. Keine Sekunde später.

Nein, also die zwei Monate, die stehen ja im Gesetzestext, zwei Monate bekomme ich (wir) als Familie zusätzlich dieses Elterngeld, wenn ich als Mann meinen väterlichen Pflichten und Rechten nachkomme. Das Maximum rausholen. Keinen Cent verschenken. Obwohl du als Papa auch sieben oder acht Monate Elterngeld beantragen könntest. Könntest, wenn du wolltest. Elternzeit mit deinem Kind – sehr sehr gern, aber natürlich nur gemeinsam mit der Mama. Ha, wo kommen wir denn da hin, wenn ich mit den Ratten alleine zuhause bleiben müsste. Anarchie!

Ein Phänomen. Warum sieht sich heutzutage kaum ein Mann imstande, ein Kind zuhause allein OHNE die Mutter zu betreuen? Von „erziehen“ wollen wir gar nicht erst sprechen. Ich persönlich kenne in unserem Freundes- und Bekanntenkreis keinen einzigen Vater, der mehr als zwei Monate am Stück Elternzeit genommen hat, geschweige denn als alleiniger Erziehungsberechtigter zuhause die Bälger versorgt hat, während Mama die Brötchen verdient. Niemanden. Das mag jetzt nicht wirklich repräsentativ sein, aber zumindest traurig, oder nicht?!

Okay, der Vollständigkeit halber sei erwähnt, es gibt Familien, in denen der Vater durch seinen Status als Alleinverdiener / Hauptverdiener keine andere ökonomisch sinnvolle Entscheidung treffen kann als weiterhin selbst die Euronen nach Hause zu bringen. Oder diejenigen Väter, die alleinerziehend durchs Leben gehen müssen, weil das Schicksal ihnen einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht hat. All diesen Vätern kann man auch nur den höchsten Respekt zollen, denn sie sind sich ihrer Rolle als verantwortlichem Familienoberhaupt stets bewusst und handeln entsprechend.

Aber was ist mit all den anderen Mittelstandsvätern, den Digital Natives mit Uni-Abschluss und Trader-Konto? Die den Euro nicht jeden Monat dreimal umdrehen müssen, um den Kühlschrank zu füllen. Diese Väter, die ihre Profession eher in ihrer Profession sehen und augenscheinlich weniger in der Zeit, die sie gemeinsam mit ihrem Nachwuchs verbringen (könnten). Mal ganz ehrlich. Wie nachhaltig kann ich ein Verhältnis zu einem Säugling oder einem Kleinkind aufbauen, wenn ich morgens vor allen anderen das Haus verlasse und abends nach Hause komme, wenn der Nachwuchs bereits im Lummerland dämmert. Es bleiben doch die Wochenenden, wird einem entgegnet. Wenn Papa sich tatsächlich von Smartphone und Playstation trennen kann, ist sogar mal ein Spaziergang mit dem Kinderwagen in der Nachbarschaft drin. Das Kind in Ekstase versetzt, juchzt innerlich: „Zehn Minuten allein mit Papa. Ich flippe aus. Was bin ich glücklich. Er muss mich echt lieb haben.“

Cut. Schmutzige Hasskommentare bauen sich gerade in den Köpfen meiner männlichen Leser auf. Was erlaubt der sich? Tut so, als würde ich meine Kinder nicht lieben, nur weil ich lieber arbeiten gehe, als mir zuhause den ganzen Tag lang den Stress mit den Bälgern zu geben. Das Gebrülle, das Gemeckere, die schlechte Laune, das muss ich mir als Vater nun wirklich nicht den ganzen Tag antun. Dafür gibt’s doch die Mama. Spätestens jetzt fühlen sich manche ertappt. Ja, schämt euch ruhig!

Entdecke die Möglichkeiten – und deine Grenzen

Klar, die zweimonatige Prinzessin wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an Papas Brust nicht das gleiche nährende Ambrosia finden, das es bei Mama zu finden gibt. Gerade im ersten (halben) Lebensjahr zieht Papa da vermutlich meist den Kürzeren, weil die Natur es mit der mütterlichen Brust, zumindest was die Grundversorgung eines Kindes betrifft, nun einmal besser meint.

Aber alles Andere, vom Befüllen des Fläschchens, wenn Mamas Ambrosia nicht ausreicht oder nicht mundet, über Windeln wechseln, das väterliche Anstubsen bei den ersten kümmerlichen Krabbelversuchen der halslosen Monster, bis hin zum Schnute abwischen – das alles trauen sich Väter heutzutage alleinverantwortlich nicht zu, sondern nur unter Aufsicht der Kindesmutter?! Ich bitte euch. Und ihr baut Flugzeuge, handelt täglich mit Millionen Euros Spareinlagen oder habt als Führungskraft dutzende Mitarbeiter unter eurer Fuchtel? Aber im Angesicht eines hilflosen, sechsmonatigen Säuglings kapituliert ihr mit dem Hinweis auf ein fehlendes zweites X-Chromosom?

Ich weiß, man muss das alles viel differenzierter betrachten. Der Mann an sich hat solange es menschenartige Säuger wie uns gibt, immer schon eher beim Jagen und Sammeln erfolgeich seine Meriten verdienen können. So ein 8-Tonnen-Mammut zu erlegen, ist natürlich auch eine Leistung, keine Frage. Wobei das auch eher eine Teamarbeit war, soweit ich mich an Ice Age erinnern kann. Ist das dann immer noch so schwierig, wie es den Anschein macht, wenn drei Höhlentypen das Mammut in die Enge treiben, drei weitere mit spitzen Pfeilen und Lanzen aus sicherer Entfernung handtellergroße Löcher in den Fellelefanten reißen und dann einfach nur warten müssen, bis das Mittagessen für die nächsten 8 Wochen endlich zu Boden geht?

Andererseits, versucht ihr mal eine viermonatige Puppe, die wegen Blähungen, Zahnungsschmerzen, nervöser Unruhe und einfach weil sie es kann, nachts um 2 deine vier Wände zusammenschreit, als gäbe es kein Morgen mehr, zu beruhigen und wieder zum Schlafen zu animieren! Und dann noch mal um 4, und um halb 6. In solchen Momenten wünscht man sich eher das Mammut her, ach was, eine ganze Mammutherde.

Wenn du es dann aber im x-ten Versuch tatsächlich einmal geschafft hast, dann überkommt dich so ein Gefühl von Stolz, von Kraft und Genugtuung, das seinesgleichen sucht. Deine eigenen Kinder zu zähmen, ohne die Mama zähneknirschend um Hilfe bitten zu müssen, ist für deine eigene persönliche Entwicklung, deine Legitimation als Vater (im Gegensatz zum „nur“-Erzeuger) ein unendlich bedeutender Schritt. Genauso wie beim Bewältigen anderer Erlebnisse: die erste blutende Nase, die ersten 41 Grad Fieber, der erste kindliche Wutanfall im Discounter. Diese Situationen als Vater allein zu meistern, machen aus dir diesen wahren, echten Helden, diesen Superman, den deine Kinder in dir sehen und dich dafür anhimmeln und verehren werden.

Letztlich brauchst du dir nur eine Frage stellen, und du kannst erahnen, welche Art Vater du denn eigentlich sein möchtest: Hoffst du, dass deine Kinder später mit ihren Problemen, Sorgen und Nöten an deine Tür klopfen, weil sie in dir den Ratgeber und Retter, das schützende Schild, die tröstende Schulter sehen, an die sie sich anlehnen können oder möchtest du nur im Nachhinein von deiner Frau erfahren, dass Sohnemann eine 6 in Mathe nach Hause gebracht hat oder deine Tochter das erste Mal unglücklich verliebt und mit der Welt fertig ist?! Jeder hört jetzt mal in tief in sich hinein, um sich diese Frage ehrlich zu beantworten. Meinen Glückwunsch!

Männer, kommt in die Pötte, reißt euch am Riemen. Vatersein bedeutet so viel mehr als für Kinder da zu sein, wenn man es selbst will. Vatersein bedeutet, da zu sein, wenn deine Kinder es brauchen. Nicht nur, wenn es ihnen gut geht. Sondern vor allem dann, wenn es ihnen schlecht geht. Ich behaupte: Jede einzelne Minute, die du mit deinen Kindern in den ersten Lebensjahren zusätzlich verbringen kannst, wird die Bindung zwischen euch stärken. Auch wenn das Fleisch am Anfang schwach, dein Wille noch schwächer ist, solltest du diese Chance auf jeden Fall ergreifen und jener Vater sein oder werden, den du selbst gern gehabt hättest – oder gar gehabt hast. Nutze diese Chance, viele wirst du nicht bekommen.

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Heute werde ich mir keine Freunde machen. Fakt. Manchmal weiß man das schon vorher, wenn man gewisse Themen beleuchtet, die in dem, was wir heutzutage Gesellschaft nennen, verpöhnt sind. Keine neuen Freunde also. Accepted. Freundschaften sind eh überwertet. Zumindest die bei Facebook, und Twitter, und Instagram. Aber bei Letztgenannten sind es ja auch keine Freunde mehr, sondern „nur“ Follower. Also wortwörtlich jemand, der einem folgt. Jeden Tag, jede Stunde, bei jeder Aktivität. Im echten Leben nennt man sie Stalker. Komisch, dieses Internet. Neuland halt – zumindest für die Meisten unter uns.

Egal, ob nun Freund, Follower oder Stalker, ich werde heute höchstwahrscheinlich auch ein paar meiner Leser verlieren, vor allem männliche. Zum Glück habe ich erst so wenige, dass das niemanden juckt oder gar ein Shitstorm daraus erwachsen könnte. Kein Shitstorm also. Den hatte ich buchstäblich im letzten Jahr, wo wir zuhause 5.800 Windeln gewechselt haben. So über den Daumen gepeilt. Nicht alle ich höchstpersönlich, sondern alle Helfer gemeinsam. Fünf Tausend und acht Hundert. Wenn man 5.800 Windeln der Größen 1 bis 4 auseinandergefaltet aneinanderlegt, ergibt das eine Strecke von ungefähr 1,8 Kilometern. Seid ihr mal eine 1,8 Kilometer lange, mit Exkrementen bepflasterte Strecke entlang marschiert? Den Gestank muss man sich natürlich dazu denken. Sooooo viel zu echten Shitstorms! Vor denen man aber im Vergleich zu den digitalen Consorten gar keine Angst haben muss.

Angst. Noch so ein Unding. Über Ängste spricht man ja eigentlich nicht. Nicht in der Öffentlichkeit, nicht im Büro, teilweise auch nicht mal im eigenen Wohnzimmer. Und wenn doch? Was sagt es über jemanden aus, der zugibt, Ängste zu haben? Unsere heutige Gesellschaft hat diesbezüglich sehr fix die passende Antwort parat: Wer Angst hat, ist schwach und angreifbar. Nur die Harten kommen in den Garten. Wer Angst hat, verliert. Angsthase.

Wenn du das erste Mal ein Kind erwartest, wirst auch du eine Angst empfinden. Eine besondere Angst, eine Angst, die du nie zuvor erlebt hast. Sie fühlt sich anders an als die Ängste, die du kennst. Anders als die Angst vor dem vollen Fahrstuhl auf dem Weg ins Büro. Anders als die Angst, deinen Job zu verlieren. Anders als die Angst, dass du jeden verdammten Tag älter wirst und irgendetwas verpassen könntest in deinem Leben. Anders, als die Angst, nicht mehr ernst genommen zu werden. Anders als die Angst vor dem Tod: Angst vor neuem Leben. Jenem Leben, dass sich als blinkend piependes Pixel auf dem Ultraschallbild den Weg in dein eigenes Leben bahnt. Leben mit knapp zehn Monaten Anlauf. Manchmal auch weniger. Angst vor Leben. Wie pervers die Welt doch ist. Geworden ist.

Warum Familie, geht doch auch ohne, oder?

In den guten alten Zeiten, als Kinder noch am Fließband produziert und geboren wurden – acht, zehn oder auch mal zwölf pro Hof und Haushalt – gab es diese Angst noch nicht. Eins geht noch. An dieser Stelle sei eine Episode aus Monty Phytons „Der Sinn des Lebens“ als grandios inszeniertes Paradebeispiel erwähnt. The more the better. Heute gilt das vielleicht noch für Handtaschen und Schuhe. Und Apple Devices. Eins mehr geht immer noch.

Neulich fragte mich ein ehemaliger bester Freund, mit dem ich in Jugendtagen durch dick und dünn gegangen bin, wie ich es denn schaffe, meine Ängste in Bezug auf meine Kinder zu bewältigen. Er selbst habe zuviel Angst vor der Verantwortung, zuviel Angst davor, sein Leben jemandem zu widmen und auf jemanden auszurichten, der nicht er selbst ist. Du egoistisches Arschloch, schoss es mir durch den Kopf. Das ‚ehemaliger‘ hast du dir damit redlich verdient. Wochen später sehe ich das zugegebenermaßen ein wenig differenzierter:

Ist jemand, der die Gründung einer Familie bzw. eines ähnlich gearteten Zweckbündnisses (dieses grässliche Ding namens Liebe mal außen vor gelassen) von vornherein ausschließt, ein schlechterer Mensch als jemand, der es wagt und dann aber womöglich scheitert? Woran auch immer. Ist er Egoist, Angsthase oder gar der Antichrist? Liegt es nicht in der Natur des Menschen sich fortzupflanzen oder zumindest etwas Einzigartiges an die nächste Generation weiterzugeben? Kann man davor Angst haben?

Als Unfruchtbarer unter den Fruchtbaren

Okay, Angst vor bereits vorhandenem neuen Leben, ja, das kannte ich schon. Die Tatsache, dass du mit deiner besseren Hälfte als einziges Pärchen in deinem innersten Freundeskreis (noch) KEIN Kind hast, ist wahrlich kein beneidenswerter Zustand. Da hilft es auch nicht, dass du gerade erst 30 geworden bist. Dreißig! Also quasi kurz nach Abitur und Studium, mitten in der Blüte deines Lebens. In der Zeit, in der du locker flockig 60 Stunden die Woche im Büro abreißen kannst. Jetzt schon Papa werden? Nein, das hat jetzt aber echt noch Zeit. Und überhaupt, wir wollten doch nächstes Jahr noch mal auf die Kanaren. Die bereits bekinderten Freunde kennen dagegen keine Gnade. Die Frage nach dem „wann ist es denn bei euch endlich soweit?“ hallt dir jedes Mal so nachhaltig im Kopf wie eine unnötige Wurzelbehandlung. Auch dieses Gefühl lässt sich aber noch steigern. Dieses dich innerlich zerrupfende Erlebnis, ohne eigenes Kind auf einer Geburtstagsparty einer Zweijährigen eingeladen zu sein – inmitten von acht Familien mit kumulierten 16 Rotzfressern – sollte man wahrlich nicht unterschätzen. Jetzt nur das Briefing befolgen: Nicht böse gucken, wenn einem der zehnmonatige haarlose Balg sein letztes und das vorletzte Essen vor die Füße spuckt. Oder dieses penetrante Kreischen der hyperaktiven fünfjährigen offensichtlich Schwererziehbaren, die seit zehn Minuten mit den Holzclogs über das Parkett stampft, jämmerlich unterbrochen durch den stupiden Hinweis der Mutter, dass man doch auch leiser Krach machen kann. Aber wenn sie doch so einen Spaß dabei hat?! Kann man dem Kind böse sein? Man kann. Die Spitze des Schreckens-Eisberges erklimme ich, als ich dieses eine, andere, fremde Kind tatsächlich anfassen soll. „Nimm ihn doch mal hoch, auf deinen Arm, brauchst keine Angst zu haben, du tust ihm nicht weh. Er schläft ja ganz tief und fest. Mädels, schaut mal, wie er ihn hält, er hat schon drei Minuten nicht geatmet, hahahaha.“

Ich fühle mich sichtlich deplatziert in dieser Umgebung. Aus evolutionstechnischen Gründen behaupte ich mal, dass es mir dabei als Mann noch viiiiiiel schlimmer ergeht als meiner Frau. Minuten werden zu Stunden, Spucke zu Brei, dreistellige Dezibel addieren sich zu einer ausgewachsenen Migräne. Zum Glück ist die Party 18 Uhr zu Ende. Das einzig Gute an einer Kindergeburtstagsparty: Die Kleinen müssen früher ins Bett als ich. Nie wieder, denke ich.

Das klappt nicht wirklich, muss ich später erkennen. Denn es gibt Murphy. Ob es Gott gibt, daran zweifle ich manchmal. Aber Murphy, den gibt es. Murphy. Nicht der Eddie. Sondern Law. Nicht Jude. Murphy’s Law! Wenn du Scheiße am Fuß hast, hast du Scheiße am Fuß. Dann gibt es diese Geburtstage nämlich zukünftig erst quartalsweise, dann monatlich. Ich suche einen Ausweg. Also vielleicht doch ein eigenes Kind? Sich anpassen. Wie das Chamäleon. Die Umgebung adaptieren, um einen Teil derselben darzustellen.

Entscheide dich endlich, du Depp

Ich kann Euch nicht sagen, wann genau man sich nach dem wievielten Hefeweizen mit Rum-Spülung entscheidet, eine Familie zu gründen. Manchmal geschieht es sicherlich auch unbewusst – oder unverhütet. Wenn man sich jedoch bewusst zu diesem Schritt entscheidet, gibt es vermutlich auch einen Grund dafür. Oder eine Rechtfertigung.

In den letzten Jahren, glaube ich, einige dieser Gründe erkannt zu haben:

1. Stolz auf eine Buchstabenkombination

Der Stammhalter-Grund steht ganz oben auf der Liste. Es muss einfach jemanden geben, der diesen verdammten Stammbaum weiterführt. Also ganz klar einen Sohn. Mit dem kann man außerdem Fußball spielen, kampeln, später auch mal den einen oder anderen Schnaps wegknallen. So ein richtig cooler Junge halt. Wie man selber einer war. Frauenheld und mit ner großen Fresse. Ganz wichtig ist aber, dass er später den altehrwürdigen Familiennamen weitergibt an seine Kinder. Man kennt zwar niemanden mehr ab der dritten Generation vor einem, aber die hießen auch schon Müller, Schmidt, Meier, Haselsbacher, Grünkopf – was auch immer. So einen will ich, der meinen Familiennamen die nächsten Generationen weitergibt, wo muss ich unterschreiben? Ich frage mich immer, was in diesen Familien mit den erstgeborenen Töchtern passiert?!

2. Zehn Extrapunkte für den Lebenslauf

Jeder kennt das. Irgendwann hat jeder in seinem Leben einmal eine Bewerbung geschrieben. Auch die ganz Dummen, sogar die ganz Intelligenten mussten das. In der allerersten stand ganz sicher bei fast Jedem in der Zeile Familienstand: ledig. Um sich gänzlich abzusichern beim neuen potentiellen Arbeitgeber: ledig, ohne Kinder. Der Job war dir so gut wie sicher, wenn du dich nicht völlig spackig angestellt hast.

Zehn Jahr später. Weil du noch immer nicht die Frau deines Lebens kennen- und liebengelernt hast,  hängt dir das „ledig“ in der Bewerbung inzwischen wie ein Kropf am Hals. Anfang 30, anscheinend immer noch ohne soziale Bindung. Irgendwas stimmt mit dem nicht. Psychopath.

Wie gut, dass du schon Kinder hast. Als unverheirateter Langzeitpartner, aber mit zwei Kindern, stehst du mitten im Leben und bist bereit für den nächsten Karriereschritt. Führungsqualitäten? Aber hallo, frag mal die Zweijährige, wer sich neulich den linken Schuh selbst anziehen musste. Durchsetzungsvermögen? Sogar nachts um drei vorm Kinderbett. Ekel? Grünen Schleim gibt’s nicht erst seit den Ghostbusters. Keine Frage also, den Teamleiter-Job, den hast du damit in der Tasche. Also ran an den Speck.

3. All you need is love!

Jetzt wird’s kitschig. Liebe. Auch in unserer heutigen kalten Welt voll von Eitelkeit, Egoismus und Selbstzerfleischung, gibt es Kinder, die aus Liebe entstanden sind. Weil zwei Menschen durch das eigen Fleisch und Blut einen zusätzlichen wahren Sinn im Zusammenleben sehen. Oder man merkt, dass das gemeinsame Leben leider noch eine riesige Lücke hinter sich herzieht, die täglich größer wird. Dann wird das Kind zum unbezahlbaren Schatz, der das Leben bereichert und das Glück vollendet. Ja, man muss schon echt viele Hugh Grant-Filme gesehen haben, um an wahre Liebe mit Kinderwunsch zu glauben. Aber verdammt noch mal, es gibt sie.

Gehen wir einmal dank leicht romantisch angehauchtem Gedankengut davon aus, dass statistisch vermutlich der überwiegende Teil der Kinder heutzutage aufgrund Letzterem das Licht der Welt erblickt. Was wäre das doch für eine Welt, in der Mütter und Väter ihre Kinder mit ein- und derselben Intensität und Leidenschaft bekommen und großziehen?!

Okay. Bekommen ist klasse. Kaum ein Papa, der nicht auf Instagram, Facebook & Co. Nabelschnüre durchtrennt, schreiend werdenden Müttern Hände, Köpfe oder Beine hält – obwohl einem von Letzterem wirklich von jeder Hebamme abgeraten wird. Da sind die meisten Papas echt klasse. Der Fels in der Brandung. Das Licht am Ende des Geburtstunnels. Aber was kommt danach?

To be continued…

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Der alltägliche Wahnsinn im Leben eines Vollzeitvaters https://www.papasrabauken.de/2017/10/21/der-alltaegliche-wahnsinn-im-leben-eines-vollzeitvaters/ https://www.papasrabauken.de/2017/10/21/der-alltaegliche-wahnsinn-im-leben-eines-vollzeitvaters/#respond Sat, 21 Oct 2017 21:15:27 +0000 https://www.papasrabauken.de/?p=177 Vollzeitvater. Ein seltsames Wort. Habt ihr dieses Wort im eigenen Sprachgebrauch mal benutzt? Eher nicht. Kennt jemand von euch persönlich einen Vollzeitvater? Vermutlich die Wenigsten. Das Wort Vollzeitvater existiert auch nicht im Duden. Die Vollzeitmutter übrigens auch nicht. Vermutlich aufgrund der Tatsache, dass Vollzeit letztlich vor allem die tageszeitliche Ausprägung eines Beschäftigungsverhältnisses definiert und Vater… … Der alltägliche Wahnsinn im Leben eines Vollzeitvaters weiterlesen

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Vollzeitvater. Ein seltsames Wort. Habt ihr dieses Wort im eigenen Sprachgebrauch mal benutzt? Eher nicht. Kennt jemand von euch persönlich einen Vollzeitvater? Vermutlich die Wenigsten. Das Wort Vollzeitvater existiert auch nicht im Duden. Die Vollzeitmutter übrigens auch nicht. Vermutlich aufgrund der Tatsache, dass Vollzeit letztlich vor allem die tageszeitliche Ausprägung eines Beschäftigungsverhältnisses definiert und Vater… naja… ihr wisst schon, die Blumen und die Bienen und so weiter. Vollzeitvater.

Wieso eigentlich Vater, wo ist denn eigentlich die Mutter? Die hat doch mit dem Nachwuchs zuhause zu bleiben. Sagt die Gesellschaft, sagen die Freunde und Bekannten, sagt sogar die Familie, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand. Vollzeit. Vater. Nichts als Gegensätze und Widersprüche. Fast ein Oxymoron. Offensichtlich vemeidet man es heutzutage, das Vatersein mit einer jobähnlichen Beschäftigung gleichzusetzen. Aber warum eigentlich? Machen wir uns doch mal den Spaß und vergleichen den Alltag eines kinderlosen, aber glücklichen, Angestellten mit dem Alltag eines Vaters, der sich ganztags um Kleinkinder und den Haushalt (nicht der finanzielle, sondern der echte mit Küche, Wäsche, Putzen und so) kümmert.

Vater – 7:00 Uhr – Ein neuer Tag. Im Sommer. Also eigentlich. Nur nicht wenn man das Wetter im Juli in Deutschland  kennt. Die mickrige Sonne blinzelt vorsichtig durch die Wolken und die nahezu komplett mit braunen Schals verdunkelten Fenster des Schlafzimmers. Nur an den Seiten schiebt der Wind die Schals vorsichtig zur Seite und wieder zurück. Idylle, könnte man meinen. Die Augen noch geschlossen, der Geist noch komatös vom vorherigen Tag höre ich doch im Unterbewusstsein bereits das leise Wimmern einer wachen Einjährigen. Und dann das der zweiten. Während ich versuche noch einmal in den Schlaf zu flüchten, braust barfuß mit brachialer Wucht der Thronfolger zum Schlafgemach der Eltern und vollendet mit einem fulminanten Satz die Landung auf meiner Hüfte. Der Tag hat begonnen. Und auch der Schmerz.

Kinderloser Angestellter – 7:00 Uhr – Ich drehe mich noch mal um. Anschließend 4x Snooze auf dem Handy. Schnarch.

Vater – 9:30 Uhr – Erstes Mal umgezogen. Nicht die Kinder, sondern mich. Zwei Stunden Dauerrotieren hinter mich gebracht. Klamotten raussuchen. Kinder anziehen, auch wenn sie dabei wie immer schlechte Laune an den Tag legen. Die zwanzig Tritte in den Bauch nehme ich vor dem Wickeltisch stillschweigend zur Kenntnis. Noch. Dann die Raubtierfütterung. Der Haferbrei wird regelrecht inhaliert. Von fast allen. Nur mein Appetit hält sich in Grenzen. Zweimal erwärme ich die letzten Kaffeereste vom Vortag – bevor ich sie doch unberührt in der Mikrowelle verdunsten lasse. Dann halt ohne Doping.

Der Haferbrei bringt bei allen Kindern den Darm in Schwung. Zum optimalsten aller Zeitpunkte, kurz nachdem alle Hosen, Jacken, Schuhe, Mützen und andere Textilien gebrauchsfertig am Kind befestigt sind. Nicht nur aus Hackepeter wird K… später. Und auch nicht immer erst später, sondern auch gern mal früher. Also wieder ausgepellt, abgewischt, eingecremt, zugeklebt, neu verpackt und ab zur Tagesbetreuung. Wieder mal zu spät. Obwohl Alexa 15 Mal die Uhrzeit durch die Wohnung zurückgebrüllt hat. Kurze Zeit später stehe ich wieder im Schlachtfeld aus Windelmüll und Futterresten. Der Schweiß läuft langsam den Rücken herunter und ich atme aus – zum ersten Mal heute.

Kinderloser Angestellter – 9:30 Uhr – Rasieren, duschen, auf dem Weg zur S-Bahn die erste Genuss-Kippe, Earpods rein und ne gute halbe Stunde auf dem iPhone rumdaddeln. Heute mal ein kleines Game. Oder drei. Danach einen Caramel Macciato und das obligatorische Franzbrötchen besorgt, bevor ich pünktlich ins Büro spaziere. Und jetzt voll energized meiner Kreativität und Arbeitslust freien Lauf lassen.

Vater – 12:00 Uhr – Die Kasse beim Discounter ist lang. Ich sehe es im Vorbeigehen, während ich tonnenweise Joghurts (Joghurte, Joghurtse… wie auch immer) in den Einkaufswagen hieve. Außerdem darin bereits befindlich: Gefühlt drei Hektoliter frische Milch, mehrere Bio-Bananen-Stauden, Bio-Waffeln (WaffeLn!!), Bio-Wurst, Bio-Käse. Bio-nade gibt das Sortiment nicht her. Eh kein Platz mehr im Wagen. Ganz oben auf den Fressalien balanciere ich ein neues Baby-Planschbecken, nun das dritte im Haushalt, und vier neue Strampler aus Baumwolle, nein, Bio-Baumwolle. Was sein muss, muss sein. Mühsam kämpfe ich mich mit dem Fressalien-Panzer zur Kasse. Die Minuten vergehen, bis ich alles auf dem weglaufenden Band verstaut habe. Früher waren die Bänder aber länger, denke ich mir. Die Kopfschüttler hinter mir beäugen mich kritisch, wie ich Milch auf Milch auf Milch stapele. Die EC-Karte glüht, zum dritten Mal heute Vormittag nach Windeltruck (gibt es wirklich und nur zu empfehlen, für alle, die Windeln en masse zum kleinen Preis kaufen möchten) und Drogerie. Kinder kosten Nerven, und Geld. Verdammt viel Geld sogar.

Der Kofferraum platzt aus allen Nähten. Während ich vom Parkplatz rolle, brüllt mich das Handy schon mit dem ersten Reminder für heute an. Kind abholen. Doch zuvor erst einmal die neuesten Erwerbungen ins Domizil verfrachten. Die Bandscheiben ächzen, die Oberschenkel brennen, der Puls jagt. Geschafft. Bis übermorgen.

Angestellter – 12:00 Uhr – Mails checken, zwei spontane Meetings. Den Kaffeevollautomaten gequält, eine nette Raucherpause mit Klatsch und Analyse des gestrigen Champions-League-Abends. Dann überlegt, worauf ich Hunger habe. Ach, heute mal Pizza, ganz langweilig. Vielleicht kann ich gleich sogar noch für zehn Minuten die Augen zu machen in der Lounge. Und danach ab an den Kickertisch.

Vater – 18:00 Uhr – Kinder geholt. Keines vergessen. Alle freuten sich riesig mich zu sehen. Anders ist das kurzatmige Kreischen und wilde Schlagen nicht zu erklären. Heute keine Schoko-Donuts zum Kaffee serviert, die Atmosphäre am Tisch gefriert. Drei Augenpaare durchbohren mich bis ins Mark – bis ich glücklicherweise noch ein paar Eierkuchen aus dem Nichts auf die Teller zaubere. Dass sich neben den fingerdick mit Apfelmus bestrichenen Teigfladen Gabel und Löffel befinden, findet im Futter-Rausch keine Beachtung. Hände, Teig, Mus und Gesicht werden zu einer homogenen Masse, aus der vereinzelt eine nach Luft und Nachschub suchende Zunge heraussticht. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Nach einer ersten oberflächlichen Schmutzentfernung und einer erneuten Unterbodenwäsche geht es trotz bevorstehendem akuten Fresskoma ohne Pause sofort auf den Spielplatz. Ob ich will oder nicht. Nach einer blutigen Nase, Schürfwunden an Knie und Ellenbogen und einem Plastik-Teller mit feinstem Sand als krönendem Dessert schiebt mich der Autopilot des Kinderwagens zurück nach Hause. Das anschließende Abendessen, Bettfertigmachen und good old Sandmännchen erlebe ich nur noch in der dritten Dimension.

Kinderloser Angestellter – 18:00 Uhr – Heute mal richtig produktiv gewesen. Und kreativ. Bin stolz auf mich. Der Chef ist es auch. Das Feierabend-Pils habe ich mir absolut verdient. Füße hoch. Abendprogramm.

Vater – 23:00 Uhr – Vierzehn Mal den Befehl des unmittelbaren Erscheinens der schreienden, wimmernden, hustenden, quengelnden und schnarchenden Ruhestörer ausgeführt, vierzehn Mal stoppt der Festplattenreceiver die abendliche Komödien-Unterhaltung auf der von Kinderhand zerkratzten HD-Glotze. Jeder Gag verpufft in den Qualen der Erschöpfung. Mein Körper schreit nach Erlösung, der Geist hat seit zwei Stunden die Arbeit eingestellt. Ich krieche auf allen Vieren ins Bett. Die Abendsonne verschwindet mit letzten Strahlen endgültig vom Horizont. Nachtschicht, aber kein Schichtwechsel. Vollzeitvater halt.

Kinderloser Angestellter – 23:00 Uhr – Kino, Burger, ein paar Hefe und ne Cohiba. Ganz normaler Abend halt. Gar nicht richtig müde, also noch ne ganze Staffel Sheldon Cooper am Stück geschaut. Freue mich auf morgen. Zum Glück habe ich da auch noch keine Kinder.

Image Source: https://www.freestock.com/free-photos/business-man-hanging-clock-wall-106050968

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Plötzlich beliebt oder warum mich jetzt alle Welt anlabert https://www.papasrabauken.de/2017/08/20/ploetzlich-beliebt/ https://www.papasrabauken.de/2017/08/20/ploetzlich-beliebt/#respond Sun, 20 Aug 2017 19:15:55 +0000 https://www.papasrabauken.de/?p=82 Wie ich neulich schon einmal vage andeutete, bin ich während des letzten Jahres, in dem neben unserem Thronfolger nun auch Zwillings-Prinzessinnen unser Leben bereichert haben, einem Phänomen auf die Spur gekommen, das sich mir bisher noch nicht vollends erschlossen hat. Müsste ich dem Dingens einen vorläufigen Namen geben, würde ich es das Mehrlings-Vater-Symphatie-Bonus-Mysterium nennen. Meine … Plötzlich beliebt oder warum mich jetzt alle Welt anlabert weiterlesen

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Wie ich neulich schon einmal vage andeutete, bin ich während des letzten Jahres, in dem neben unserem Thronfolger nun auch Zwillings-Prinzessinnen unser Leben bereichert haben, einem Phänomen auf die Spur gekommen, das sich mir bisher noch nicht vollends erschlossen hat. Müsste ich dem Dingens einen vorläufigen Namen geben, würde ich es das Mehrlings-Vater-Symphatie-Bonus-Mysterium nennen.

Meine Theorie lautet: Die Attraktivität eines Mannes im Sinne einer symphatisch-liebenswerten Wirkung auf den Otto-Normal-Mitbürger die eine unmittelbar danach startende Konversation mit sich führt sinkt mit einem Kind gen Null, explodiert dann aber geradezu, wenn man Vater von Zwillingen wird.

Fall 1: x = 1 Kind

Ach waren das noch Zeiten: Ein Kind. Ein Kind ist wie kein Kind, sobald man zwei hat. Oder drei. Dann sind zwei Kinder wie kein Kind. Nun gut, das ist eine andere Theorie. Seien wir mal ehrlich. Mit einem Kind wirkst du als Mann ungefähr so attraktiv und symphatisch wie ein feuchtes Stück Toastbrot. Glaubst du nicht? Der Unterschied zu „vorher“ ist jedenfalls nicht zu leugnen. Eben noch als Kinderloser täglich die Clubs und Bars deiner Hood unsicher gemacht, morgens trotzdem frisch geduscht und rasiert in deinen geleckten Nike-Tretern zur Arbeit geradelt. Dort bist du DER Swag schlechthin, der mit iPhone und Blendamed-Lächeln pausenlos ungefragt von deinen Hobbies Fitness und Shopping (als Mann?!) berichtest. Okay, ist nicht ganz fair. Es sind nicht alle Kinderlosen so oberflächlich. Aber jeder von uns kennt doch mindestens einen Vertreter aus dieser Fraktion und denkt gerade an ihn, oder?!

Wie auch immer. Auch wenn du keinen extrovertiert-ruinösen Mini-Arschloch-Lebensstil pflegst, erlebst du nach der Geburt deines ersten Kindes fulminante Veränderungen in deinem Leben. Da wäre zuerst der mangelnde und mehrfach unterbrochene nächtliche Schlaf, der dir Furchen unter die Augen gräbt, die tiefer sind als die moralischen Abgründe eines Donald Trumps. Aufgrund der als Folge daraus vermehrt auftretenden Unkonzentriertheiten tagsüber baust du auch auf Arbeit ab und an schon mal einen echten Bock, auch die inzwischen meist nur noch ungebügelten Karohemden lassen dich nur bedingt seriöser erscheinen. Und immer häufiger lässt du auch mal eine Rasur aus. Mit Kumpels triffst du dich nur noch, wenn dein Nachwuchs mal mit der Mama zur Oma flieht. Und das Schlimmste kommt erst noch. Du selbst bist trotz aller negativen Begleiterscheinungen zwar stolz wie Oskar auf dein eigen Fleisch und Blut, aber damit bist du auch der Einzige auf dieser Welt. Gehst du mit deinem einen Kind spazieren, nimmt dich so ziemlich niemand in der Öffentlichkeit wahr. Echt. Dafür gibt es einfach viel zu viele von diesen Einlings-Kindervätern. Anders als vor 20 Jahren, wo sich die Nachbarschaft noch das Schandmaul zerrissen hätte, wenn du als Papa vormittags allein mit dem Kinderwagen durch die Gegend semmelst, ist es heutzutage etwas völlig Banales. Austauschbar. Ätzend langweilige Normalität. Väter mit einem Kind im Wagen sind so außergewöhnlich wie stumpfes Geschirr aus dem Geschirrspüler. Gar nicht. Niemand nimmt in der Öffentlichkeit von dir Notiz, du bist nur ein Nichts, das ständig Sauerstoff verbrennt. Der Tiefpunkt deiner Attraktivität. Darunter gibt’s nichts mehr, außer die AfD vielleicht.

Fazit: Wenn du von der Gesellschaft eh die Schnauze voll hast und nichts von deinen Mitmenschen erwartest, dein kleines Häuschen im Grünen schon zur Hälfte abbezahlt hast und dir (d)eine Frau für die Ewigkeit ausreicht, dann solltest du ab jetzt immer verhüten. Oder gleich schnipp schnapp. Dann brauchst du nämlich kein zweites Kind mehr. Viel Spaß mit deinem Einzelkind. Amen.

Fall 2: x = 2 Kinder, kurz nacheinander geboren, auch als Zwillinge bekannt

Zwillinge generieren im Vergleich zu Einlingen für dich als Vater ungleich mehr Aufmerksamkeit in der Gesellschaft. Das ist ganz einfach mal Fakt. Um das zu erkennen, brauchte ich mich nur ein Mal mit dem Zwillings-Kinderwagen vor die Tür wagen, nur ein einziges Mal.

Heute spielen wir wieder Zwillings-Bullshit-Fragen-Bingo

Rein statistisch gesehen liegt die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsgeburt bei 1:85. Sprich, auf 85 Einlings-Kinderwagen schiebende Väter kommt EIN einen Zwillingskinderwagen schiebender Zwillingsvater – Drillinge oder gar noch andere Exoten-Mehrlinge lassen wir bei der Betrachtung mal außen vor (Euch nur verdammt viiiiiiiiiiel Glück und Puste gewünscht!!). Die Reaktionen, die ein mit Zwillingen besetzter Kinderwagen in der Öffentlichkeit hervorruft, sind tatsächlich außergewöhnlich. Von jeder Seite wirst du angequatscht. Egal wie zerknittert du auch ausschaust – nachdem du in der vorangegangen Nacht womöglich kaum ein Auge zugemacht hast – wildfremde Menschen sprechen dich an, überall. In der Mehrheit sind es Rentner und Frührentner, ganz selten einer U40. Eher Frauen als Männer. Meist mindestens gehobener Mittelstand statt Arbeiterschicht. Nachdem sie den sabbernden Nachwuchs mit einem süffisanten Lächeln von oben bis unten begutachtet haben, wird die folgende Konversation oft wie folgt dreisilbig eingeläutet: „Eineiig?“

Diese kurze Frage, die wohl jeder zwillingslose Mann irritierterweise nur mit einen kurzen Blick in die eigene Buxe beantworten könnte, ist einer der Klassiker schlechthin. Meist ein wenig enttäuscht wenn die Frage negiert wird, lässt es sich der gemeine Nachfrager aber natürlich nicht nehmen, ein „die sehen sich aber trotzdem ähnlich“ rauszuhauen. Jawoll, die Augen funktionieren also noch, trotz Hornhautverkrümmung und Grauem Star. Manchmal frage ich mich, ob es Leute gibt, die Eineiigkeit auch bei einer Mädel-Bub-Konstellation erfragen würden. Hmh. Biologie. Sechs. Setzen!

Keimende Hoffnungen und dunkle Abgründe

Ja, meist beginnt so eine Konversation tatsächlich etwas steif und hanseatisch kühl im Abgang. Wie ein schlechtes Date. Aber erstaunlicherweise erfahre ich, nachdem das erste zwischenmenschliche Eis gebrochen ist, dann doch ein Menge Wissenswertes und Interessantes aus dem Leben dieser Fremden:

Wie beispielsweise das Ruhestands-Ehepaar, das uns beim Bio-Bauernladen über den Weg läuft und das fünf (!) Töchter großgezogen hat. Okay, wahrlich kein Zuckerschlecken, arbeitet es in meinem Kopf. Da bin selbst ich auf einmal mucksmäuschenstill und lausche andächtig den Ausführungen, wie man mit fünf Mädels klarkommt. Respekt.

Ganz anders dagegen die Mitfünfzigerin, mit der wir im nicht wirklich wilden Wildgehege beim Besuch von süßen Rehkitzen und mächtig eingesauten Mini-Wildschwein-Frischlingen die Wege kreuzen. „Junge UND Mädchen?“, schallt es mir mit fester Stimme entgegen. „Nein, es sind tatsächlich zwei Mädels“, raune ich angepisst zurück und sehe mich schon beinahe dazu gezwungen meine Farb- und Baby-Kleidungswahl rechtfertigen zu müssen. Da trifft es mich gänzlich unvorbereitet, wie ein linker Haken von Mike Tyson: „Da haben Sie ja Glück, dass es Mädchen sind, die werden Sie dann ja im Alter gut pflegen.“ Ich gehe zu Boden, innerlich. Macht mich die Dame gerade zum Pflegefall? Wer wechselte eben noch gerade wessen Windeln? Für eine Zehntelsekunde schweifen meine Gedanken bei offenem Mund ab und ich ertappe mich dabei, wie ich vierzig Jahre überspringe und mich in einem großen Krankenbett liegen sehe, rechts und links meine Kinder, die mir den Sabber aus dem Gesicht wischen. Rechtzeitig bevor mich der Ringrichter ausgezählt hat, erwache ich aus dem Sekundenkoma. Mehr als ein „ich hoffe, die beiden haben bis dahin noch ein wenig Zeit“, kriege ich aber spontan nicht heraus. Oh man(n), bei den Presswehen welches meiner Kinder ist mir eigentlich meine Schlagfertigkeit abhanden gekommen? Nach dem ersten Schock versuche ich dann doch noch eine Lanze für die männliche Nachkommenschaft zu brechen und erwidere, dass es meines Erachtens auch viele Söhne gäbe, die sich um ihre alternden oder kranken Eltern kümmern. Die einen länger, die anderen nur für kurze Zeit. Intensiv und emotional belastend ist es aber vermutlich für alle.

Nun gut, sonderlich attraktiv scheint mich die Dame trotz der Zwillinge nicht zu finden, wenn sie mich schon vor ihrem inneren Auge als siechenden alten Knacker sieht. Aber immerhin sprach sie mich bezüglich eines Themas an, das sie vermutlich persönlich stark beschäftigt und das heutzutage in der Gesellschaft leider immer noch geflissentlich „übersehen“ wird, denke ich mir im Nachhinein. Zwillinge und ihre Väter regen also auch zur Diskussion sozialer und gesellschaftspolitischer Grundfragen an. Gern geschehen!

Das geographische Epizentrum der Fremd-Kontaktaufnahmen mit mir als Zwillingspapa liegt jedoch an einem anderen Ort als hier in der verlassenen Waldeinöde mit Wildschwein-Duft. Der Ort, an dem ich am Oftetetetesten angesprochen wurde, ist ganz unspektakulär… eine Drogerie. Während eines 15-minütigen Zwischenstopps dort kommt es vor, dass ich von bis zu fünf unterschiedlichen Personen angesprochen werde. Überall im Laden – ob ich nun vor den Bio-Müllsäcken stehe, die übrigens nach acht Tagen doch durchsuppen, die Damen-Hygiene-Abteilung wegen diesen Dingern mit den Flügeln inspiziere oder diverse Raumsprays teste, um endlich den betäubenden Volle-Windel-Duft aus den eigenen vier Wänden zu pusten – immer und überall kommen diese fremden Neugierigen, beugen sich trotz Hüftprothese gaaaanz tief über den Nachwuchs und die Süßholzraspelei beginnt: „Die sind aber wirklich süß. Und so artig. Schreien ja gar nicht.“ In diesen Momenten möchte ich gern die Uhr um 30 Minuten zurückdrehen, als mir die Mini-Nazis beim Anziehen auf der Nase rumtanzten. Oder ich erinnere mich kurz an den hysterischen Schreikrampf vom Frühstück, als ich mir erlaubte meine Mini-Gourmets ein wenig dafür zu kritisieren, dass ich das mit unendlich viel Liebe selbst zubereitete halbe Kilo Haferbrei zu neun Zehnteln vom Boden aufkratzen durfte statt es in den Mäulern der Kinder verschwinden zu sehen. Das glaubt mir in dem Moment niemand der Anwesenden, allen Bezeugungen zum Trotz. Sogar Beweisfotos werden nicht als solche anerkannt. Das pausbäckige Grübchenlächeln auf der einen Seite des Kinderwagens in Kombination mit dem aufreizend langgezogenen „Paaaaapa“-Brabbeln auf der anderen Seite untergräbt meine Glaubwürdigkeit in diesem Moment immens. 1:0 für die Kinder. Halbzeitpause.

Ganz offensichtlich nicht offensichtlich

Ein weiterer Klassiker im Zwillings-Bullshit-Fragen-Bingo fehlt aber noch. Nachdem ich die Kassiererin und ihre Kasse hinter mir gelassen habe und eilig alle benötigten Kopfbedeckungen zur Nutzung reaktiviert habe, taucht vor dem rettenden Ausgang  noch eine weitere weibliche Gestalt mit bunt angemaltem Gesicht auf und ergötzt sich mitsamt gefühlt vorgetäuschtem Mitleid an meiner jämmerlichen Erscheinung (Augenringe, Knitterhemd, 49-Tage-Bart usw.): „Die machen aber auch bestimmt viel Arbeit, oder?“ Nein. Der Papst ist nicht katholisch. Bei der Deutschen Bahn fahren alle Züge pünktlich und der FC wird dieses Jahr ganz sicher wieder Meister. Nein, zwei Kinder machen nicht viel Arbeit. Zwei Kinder sind wie Zeit und Antizeit – da wo sie sich begegnen, heben sie sich gegenseitig auf. Zwei Kinder sind also wie kein Kind. Geistesgegenwärtig entgegne ich stattdessen mit perfekter Inszenierung: „Ja, schon ein wenig, aber sie geben einem auch unheimlich viel zurück.“

Innerlich zerrissen ob meiner feigen Lüge und kopfschüttelnd verlasse ich mit einem gequälten ‚Bis bald‘ den Ort des Geschehens und trinke hastig meinen Energy Drink aus.

Morgen gehe ich wieder mit den Kindern spazieren und es wird mich jemand ansprechen. Garantiert. Und irgendwie freue ich mich inzwischen trotzdem darauf.

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Ich erziehe mir meine Kinder in dieser Welt, wie es mir gefällt. Nicht. https://www.papasrabauken.de/2017/06/05/ich-erziehe-mir-meine-kinder-in-dieser-welt-wie-es-mir-gefaellt-nicht/ https://www.papasrabauken.de/2017/06/05/ich-erziehe-mir-meine-kinder-in-dieser-welt-wie-es-mir-gefaellt-nicht/#respond Mon, 05 Jun 2017 17:15:18 +0000 https://www.papasrabauken.de/?p=56 Jetzt gibt’s Butter bei die Fische, wie der Norddeutsche zu sagen pflegt. Das Filetstück des Elterndaseins, die Champions League der Soziologie. Und der Philosophie. Und überhaupt. Jean-Jacques Rousseau, seines Zeichens bedeutender Pädagoge, Schriftsteller und Philosoph des 18. Jahrhunderts, prägte folgenden Satz: „Kindererziehung ist ein Beruf, wo man Zeit zu verlieren verstehen muß, um Zeit zu … Ich erziehe mir meine Kinder in dieser Welt, wie es mir gefällt. Nicht. weiterlesen

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Jetzt gibt’s Butter bei die Fische, wie der Norddeutsche zu sagen pflegt. Das Filetstück des Elterndaseins, die Champions League der Soziologie. Und der Philosophie. Und überhaupt. Jean-Jacques Rousseau, seines Zeichens bedeutender Pädagoge, Schriftsteller und Philosoph des 18. Jahrhunderts, prägte folgenden Satz:

„Kindererziehung ist ein Beruf, wo man Zeit zu verlieren verstehen muß, um Zeit zu gewinnen.“

Bähm!! Watt?? Wollen wir die Kuh mal von hinten aufzäumen: Wohl kaum ein Thema wird in der Gesellschaft und besonders innerhalb der eigenen Familie so kontrovers und emotional diskutiert wie das der Kindererziehung. Dabei stoßen oft völlig konträre Ansichten aufeinander, auf welche Weise man die kleinen und großen Rotznasen denn nun bestmöglich und mit geringstem nervlichen Verschleiß beim Großwerden unterstützt, wie man sie fördern aber auch fordern solle.

Um es kurz zu machen, und ich weiß, damit verabschieden sich nun 95% aller Leser: Das Patentrezept, der allwissende Erziehungs-Baukasten, der Heilige Gral der Pädagogik, nach dem viele Eltern händeringend suchen, das und den gibt es leider nicht. Das wäre auch viel zu einfach, mal ehrlich, wo bliebe denn da der ganze Spaß?!

Wissen ist Macht, nichts wissen macht aber auch nix

Als ich mich vor einigen Jahren selbst das erste Mal mit dem Thema Kindeserziehung (und dann auch gleich noch mit den eigenen Blagen) auseinandersetzen musste, stand auch ich zuerst mal da wie der Prophet vorm Berg. Ist wie das erste Mal am Steuer eines Autos, wie das erste Mal auf Spanisch ein Bier zu bestellen, ohne Spanisch sprechen zu können  (irgendwas mit Service oder so habe ich mir sagen lassen) oder wie das allererste Mal – vong Sexualität her also. Kein Plan also.

Wenn man als überzeugter Buddhist nicht gerade von eigens gemachten Erfahrungen als Elternteil aus einem vorherigen Leben zehren kann – ob nun als Kuh oder Homo Sapiens, völlig egal – kommt bei vielen werdenden Eltern dank der ausgeklügelten Evolution innerhalb des vorhandenen Hirnschmalzes sofort ein alternativer Fakt zum Vorschein, genauer gesagt eine alternative Erfahrung. Ganz automatisch. Nämlich das Erinnern an die eigene Kindheit und die damalig passiv genossene Erziehung. Ick fand meine janz okay:

Ich bin gebürtiger Ossi. Sprich: Anderes politisches, anderes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem genossen als das eines gebürtigen – sagen wir – Kölners, damals in den sehr frühen 80er Jahren. Mal abgesehen von so unterschiedlichen wie auch irritierenden „Alltagsgebräuchen“ wie Pionierhalstuch und Fahnenappellen auf der einen (meiner Seite), oder Kölsch-Kränzen und Bananen auf der anderen Seite – Kindererziehung war vermutlich gar nicht mal so verschieden im geteilten Deutschland. Man könnte an dieser Stelle vermutlich eine ganze Litanei an Regeln, Ratschlägen und Hinweisen, die man als Knirps irgendwo mal aufgeschnappt hat, vorbeten. Zwei Aussagen allerdings sind mir im Nachhinein aus meiner Kindheit und Jugend besonders in Erinnerung geblieben:

„Umgang formt den Menschen.“

Und wem jetzt noch vor Langeweile noch nicht der Schlaf-Sabber aus der Gusche läuft, dem sei gern noch folgender geistreicher Erguss hinterhergeschmissen:

„Der Ton macht die Musik.“

Wohl jeder jenseits des dreistelligen IQ-Äquators Gesegnete, hat diese Sätze mindestens einmal von seinen Eltern, Großeltern, Lehrern, katholischen Geistlichen oder generell aus der Fraktion der zumeist älteren Generation Überlebender irgendeines Weltkrieges gehört. Doch was bedeuten mir, als Fast-Digital Native, als jemand, der Kindererziehung heute in-App und ohne Buch und Großmutter auswendig lernen könnte, beide Aussagen im Hinblick auf die Entwicklung und Erziehung meiner eigenen Kinder?

Umgang formt den Menschen, nur wie?

Kurz noch etwas zu meiner bemitleidenswerten Person. Bevor sich nachher alle entrüsten, „wie kann er nur so verallgemeinern mit seinen Aussagen, was erlaubt der sich eigentlich so zu tun als hätte er den Topf der DDR-Weisheiten mit Schöpfkellen geleert, obwohl damals keine zehn Lenze alt.“ Ich sage mal so, dank einer abwechslungsreichen Vita:

Zu Zeiten und innerhalb der DDR-Grenzen geboren, stellvertretender Gruppenratssprecher, zweiter und dritter Sieger mehrerer Mathematik-Olympiaden meines Landkreises, beidhändig Tischtennis gespielt, dazu als römisch-katholischer Gotteskrieger im Rang eines Ober-Ministranten Gott und dem Klerus in der tiefsten Diaspora gedient, später dann als getreuer Wehrdienstleistender die vernichtende Niederlage der Bundeswehr gegenüber Fortschritt, Innovation und Logik fast ein Jahr lang mitbegleitet, lange bevor IS mehr als „Sein“ bedeutete, später zum Akademiker erwachsen, kosmopolitisch in Betriebswirtschaftslehre ausgebildet, sogar mit Diplom, zu einer Zeit als es den Bachelor weder in Hochschulen noch im Privatfernsehen (wenn es doch um Himmels Willen im Privaten geblieben wäre) gab. Und dann ein bissel Karriere in der Internetwerbung und mit all den Dingen gemacht, die man als stinknormaler Internet-User so gar nicht mitbekommt, außer wenn man auf so doofe, bunte Werbung klickt. TKPs, Klick-Raten. Erwähnte ich schon ROAS, Pressemitteilungen und B2B Newsletter?! Jetzt Oberhaupt einer fünfköpfigen Familie. Darunter Zwillinge. Unerwartet. Unbelesen. Unkaputtbar. Undenkbar. Manche wachsen mit und an ihren Aufgaben.

Daraus ableitend, wage ich also zu behaupten, dass ich einige Thesen aufstellen kann, bei denen ich mit der Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung, gemeinhin als Bürger bekannt, in wesentlichen Punkten inhaltlich übereinstimme. Und so schwer ist das natürlich auch gar nicht:

Ich bin der Meinung, dass das Zusammenleben, die Lebensumstände und generell die Interaktion mit anderen in so ziemlich jeder zwischenmenschlichen Beziehung auch immer Einfluss auf die eigene charakterliche Entwicklung bzw. auf bestimmte charakterliche Züge und Ausprägungen hat. Aber welche besonderen Umstände führen zu welchen Charakteren? Als Neu-Vater sind mir damals zwei arme Seelen aus der Glotze (teilweise nach 20 Jahren als Revival) wieder in Erinnerung gekommen:

Who the fuck is Feuerwehrmann Sam?!

Bei dreijährigen Jungen hat die Zeichentrickfigur Feuerwehrmann Sam im Schnitt einen höheren Bekanntheitsgrad als der des eigenen Großvaters oder gar als der eigene Wurmfortsatz. Definitiv! Aber Sam ist nur die Randfigur in diesem Spiel. Was zum Teufel muss hingegen bei Norman Price, dem ewig zündelnden, besserwisserischeren Rotschopf mit Streberbrille aus Pontypandy, in ganz junger Kindheit falsch gelaufen sein, dass er so eine Nervensäge werden konnte und nun gefühlt jeden Tag seine Heimatstadt abfackelt, unter Wasser setzt oder einfach nur zerstört – natürlich immer unabsichtlich. Sicher, dem Rotzbengel hätte ich als Feuerwehrmann Sam schon lange mal ein paar deftige Takte erzählt oder gar den Hintern versohlt. Aber wie konnte Norman nur zu dem Nervtöter werden, der er geworden ist?! Liegt es womöglich daran, dass in gefühlt 5.000 Folgen kein einziges Mal von Normans Dad die Rede ist und er vaterlos aufgewachsen ist? Was kann aus dem Jungen schon werden, so ganz ohne die harte Hand des Vaters, der dich mit Fernseh- und Fußballverbot bestraft, wenn du Mist baust und der dich andererseits auf Händen trägt, wenn du ihn zum stolzesten Individuum der Galaxie machst – auch wenn du nur das allererste Mal allein einen feinen, aber kräftigen Strahl ins Sitzporzellan getätigt hast. Vielleicht fehlte ihm der Vater tatsächlich, möglich, aber nicht bewiesen. Es gibt sicherlich auch Mütter, die beide Elternrollen ausfüllen können – wobei das mit dem Stolz und dem Strahl schon eine ziemlich paparesque Eigenschaft ist.

Ein Wickingerjunge startet durch

Oder – völlig konträr zu Norman Price – nehmen wir den kleinen Wikingerjungen Wicky – obwohl böse Zungen ja nach wie vor behaupten, dass ER doch eine SIE sei. Pipihahn dran oder Pipihahn ab, wie auch immer – wie nachhaltig positiv kann sich der Charakter und das Wesen eines laufenden Meters wie Wicky entwickeln, wenn er als einzige Leuchte inmitten eines Haufens ungewaschener, rammdösiger und kloppegeiler Wikinger-Krieger aufwächst. Die zudem daheim alle unter dem Pantoffel ihrer Frauen stehen. Dass der arme Junge als einzige leuchtende Kerze auf dem Kuchen nicht spätestens mit 15 Jahren schwerstem Narzissmus samt Ödipus-Komplex erliegt, grenzt unter diesen Umständen fast an ein Wunder. Stattdessen ist er doch nur der kleine Wicky, sie schauen alle zu ihm auf, bewundern ihn für seinen Grips und seine Schlagfertigkeit. Zu schön um wahr zu sein, oder?

Zwei Schritte vor, und einer zurück

Letztlich sind beide Figuren völlig unterschiedliche Charaktere mit völlig unterschiedlichem erzieherischem Background. Aber letztlich scheinen beide weder auf den Kopf bzw. ihren Mund gefallen zu sein. So what?! Also doch alles richtig gemacht, liebe Pontypandy’er und Wikinger!

Aber was ziehe ich nun daraus für Schlüsse für die Erziehung meiner Kinder? Lieber auf die sanfte, mütterliche Art oder doch die rohe mit viel Testosteron? Es gibt kein Entweder-Oder. Denn egal, was und wie man es auch macht, man macht es eh immer falsch. Zumindest beim ersten Versuch. Und meist auch beim Zweiten. Oh man, wieviele Hunderte Male habe ich inzwischen schon „bis drei zählen müssen“!

Ja, ist denn heut schon Prägung?

Ein kluger Mann hat mir mal vorhergesagt, dass ich meine Zwillinge allein schon aufgrund meiner bloßen immerwährenden Anwesenheit in den ersten beiden Lebensjahren prägen werde. Inzwischen habe ich diese Worte verinnerlicht und kann sie nachvollziehen. Prägung ist gleich Erziehung, aber ohne das elterliche „Wollen“ – nein, es passiert einfach.

Das Eltern-Werden ist zugegebenermaßen ein relativ leicht zu erreichendes Lebensziel, wenn man ab und an mal vorher üben konnte und beide Elternteile halbwegs im Saft stehen. Das Eltern-Sein dagegen lässt dich nicht selten verzweifeln, es fordert einen immerwährenden Tribut, den du auch als Vater erbringen musst und auch solltest. Ärger, Ungeduld, Wut, Enttäuschung, Schmerz, Trauer, Unvermögen – nur einige der Gefühle, die einen anfangs öfter als gedacht begleiten auf dem harten und steinigen Weg zu dem zahnpastaweiß-grinsenden Vater im Anzug und nagelneuen Kombi, der wegen der Kinder schon um eins Feierabend macht, den dir die Werbung als der „Alles-unter-einen-Hut-bringende-Godfather-of-Dads“ verkaufen will. Echt jetzt? Wieviele Väter bauen denn tatsächlich den 2-Meter-Lenkdrachen, der größer ist als alle anderen in deiner Stadt, oder die Seifenkiste, die mit 60 Sachen und dem Sohnemann die Straßen runtersaust (mit Helm selbstverständlich) oder gehen mit der Prinzessinnen-Tochter zum Kaffeekränzchen der Schwestern-Gemeinschaft in der Nachbarschaft? Mal ganz ehrlich? Diese vielbesagte Quality Time, ein Unwort in meinen Augen, dass die Pixel nicht wert ist, auf denen es hier geschrieben steht, weil es so niederträchtig verniedlicht, worauf es meiner Ansicht nach beim Elternsein (nicht nur beim Vatersein) tatsächlich ankommt:

Wie oft war ICH es nämlich auch, der die Kinder von der gefühlt zentnerschweren Last der vollen Windel befreit habe, der den gern mal blut-wunden Popo in desinfizierenden Cremes und Salben gebadet hat, bis kein Stück Haut mehr zu sehen war, wie wie oft habe ich Heinz Rühmanns La-le-lu verunglimpft, in dem ich in Unkenntnis einer zweiten Strophe zehn Minuten lang ein Zwei-Zeilen-Medley zum Besten gegeben habe? Oder die abertausend Tränchen, die ich mit T-Shirt, Wange, Ohr, Taschentuch oder einem einfachen Lächeln trocknen konnte, morgens, mittags, abends und oft auch mitten in der Nacht, wenn die Mama schlafen musste!

Umgang formt den Charakter der Kinder, ja. Aber vor allem den eigenen! Im Umgang mit meinen Kindern entdeck(t)e ich Emotionen, Gefühle und ganz viele Dinge über mich selbst, die über drei Jahrzehnte lang in mir verborgen waren. Mein Appell daher insbesondere an alle (werdenden) Väter: Nehmt euch mehr Zeit für eure Kinder, gerade auch in den schwierigen Momenten des Kindseins, nicht nur für die Highlights – weg von der Quality hin zur Quantity Time sozusagen – eure Kinder werden es euch danken. Irgendwann.

Source Image: https://www.freestock.com/free-photos/boy-screaming-arms-open-isolated-white-105635438

 

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