Leben Archive - Der Ratgeber-Blog für Väter und alle, die es mal werden wollen https://www.papasrabauken.de/tag/leben/ Geistreiche und geistlose Anekdoten über das Leben als Dreifach-Papa Fri, 29 Dec 2017 22:17:20 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.1 https://www.papasrabauken.de/wp-content/uploads/2017/12/cropped-Signet-32x32.png Leben Archive - Der Ratgeber-Blog für Väter und alle, die es mal werden wollen https://www.papasrabauken.de/tag/leben/ 32 32 Wenn das Fleisch schwach und der Wille noch schwächer ist – Teil 1 https://www.papasrabauken.de/2017/11/25/wenn-das-fleisch-schwach-und-der-wille-noch-schwaecher-ist-teil-1/ https://www.papasrabauken.de/2017/11/25/wenn-das-fleisch-schwach-und-der-wille-noch-schwaecher-ist-teil-1/#respond Sat, 25 Nov 2017 16:45:19 +0000 https://www.papasrabauken.de/?p=212 Heute werde ich mir keine Freunde machen. Fakt. Manchmal weiß man das schon vorher, wenn man gewisse Themen beleuchtet, die in dem, was wir heutzutage Gesellschaft nennen, verpöhnt sind. Keine neuen Freunde also. Accepted. Freundschaften sind eh überwertet. Zumindest die bei Facebook, und Twitter, und Instagram. Aber bei Letztgenannten sind es ja auch keine Freunde … Wenn das Fleisch schwach und der Wille noch schwächer ist – Teil 1 weiterlesen

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Heute werde ich mir keine Freunde machen. Fakt. Manchmal weiß man das schon vorher, wenn man gewisse Themen beleuchtet, die in dem, was wir heutzutage Gesellschaft nennen, verpöhnt sind. Keine neuen Freunde also. Accepted. Freundschaften sind eh überwertet. Zumindest die bei Facebook, und Twitter, und Instagram. Aber bei Letztgenannten sind es ja auch keine Freunde mehr, sondern „nur“ Follower. Also wortwörtlich jemand, der einem folgt. Jeden Tag, jede Stunde, bei jeder Aktivität. Im echten Leben nennt man sie Stalker. Komisch, dieses Internet. Neuland halt – zumindest für die Meisten unter uns.

Egal, ob nun Freund, Follower oder Stalker, ich werde heute höchstwahrscheinlich auch ein paar meiner Leser verlieren, vor allem männliche. Zum Glück habe ich erst so wenige, dass das niemanden juckt oder gar ein Shitstorm daraus erwachsen könnte. Kein Shitstorm also. Den hatte ich buchstäblich im letzten Jahr, wo wir zuhause 5.800 Windeln gewechselt haben. So über den Daumen gepeilt. Nicht alle ich höchstpersönlich, sondern alle Helfer gemeinsam. Fünf Tausend und acht Hundert. Wenn man 5.800 Windeln der Größen 1 bis 4 auseinandergefaltet aneinanderlegt, ergibt das eine Strecke von ungefähr 1,8 Kilometern. Seid ihr mal eine 1,8 Kilometer lange, mit Exkrementen bepflasterte Strecke entlang marschiert? Den Gestank muss man sich natürlich dazu denken. Sooooo viel zu echten Shitstorms! Vor denen man aber im Vergleich zu den digitalen Consorten gar keine Angst haben muss.

Angst. Noch so ein Unding. Über Ängste spricht man ja eigentlich nicht. Nicht in der Öffentlichkeit, nicht im Büro, teilweise auch nicht mal im eigenen Wohnzimmer. Und wenn doch? Was sagt es über jemanden aus, der zugibt, Ängste zu haben? Unsere heutige Gesellschaft hat diesbezüglich sehr fix die passende Antwort parat: Wer Angst hat, ist schwach und angreifbar. Nur die Harten kommen in den Garten. Wer Angst hat, verliert. Angsthase.

Wenn du das erste Mal ein Kind erwartest, wirst auch du eine Angst empfinden. Eine besondere Angst, eine Angst, die du nie zuvor erlebt hast. Sie fühlt sich anders an als die Ängste, die du kennst. Anders als die Angst vor dem vollen Fahrstuhl auf dem Weg ins Büro. Anders als die Angst, deinen Job zu verlieren. Anders als die Angst, dass du jeden verdammten Tag älter wirst und irgendetwas verpassen könntest in deinem Leben. Anders, als die Angst, nicht mehr ernst genommen zu werden. Anders als die Angst vor dem Tod: Angst vor neuem Leben. Jenem Leben, dass sich als blinkend piependes Pixel auf dem Ultraschallbild den Weg in dein eigenes Leben bahnt. Leben mit knapp zehn Monaten Anlauf. Manchmal auch weniger. Angst vor Leben. Wie pervers die Welt doch ist. Geworden ist.

Warum Familie, geht doch auch ohne, oder?

In den guten alten Zeiten, als Kinder noch am Fließband produziert und geboren wurden – acht, zehn oder auch mal zwölf pro Hof und Haushalt – gab es diese Angst noch nicht. Eins geht noch. An dieser Stelle sei eine Episode aus Monty Phytons „Der Sinn des Lebens“ als grandios inszeniertes Paradebeispiel erwähnt. The more the better. Heute gilt das vielleicht noch für Handtaschen und Schuhe. Und Apple Devices. Eins mehr geht immer noch.

Neulich fragte mich ein ehemaliger bester Freund, mit dem ich in Jugendtagen durch dick und dünn gegangen bin, wie ich es denn schaffe, meine Ängste in Bezug auf meine Kinder zu bewältigen. Er selbst habe zuviel Angst vor der Verantwortung, zuviel Angst davor, sein Leben jemandem zu widmen und auf jemanden auszurichten, der nicht er selbst ist. Du egoistisches Arschloch, schoss es mir durch den Kopf. Das ‚ehemaliger‘ hast du dir damit redlich verdient. Wochen später sehe ich das zugegebenermaßen ein wenig differenzierter:

Ist jemand, der die Gründung einer Familie bzw. eines ähnlich gearteten Zweckbündnisses (dieses grässliche Ding namens Liebe mal außen vor gelassen) von vornherein ausschließt, ein schlechterer Mensch als jemand, der es wagt und dann aber womöglich scheitert? Woran auch immer. Ist er Egoist, Angsthase oder gar der Antichrist? Liegt es nicht in der Natur des Menschen sich fortzupflanzen oder zumindest etwas Einzigartiges an die nächste Generation weiterzugeben? Kann man davor Angst haben?

Als Unfruchtbarer unter den Fruchtbaren

Okay, Angst vor bereits vorhandenem neuen Leben, ja, das kannte ich schon. Die Tatsache, dass du mit deiner besseren Hälfte als einziges Pärchen in deinem innersten Freundeskreis (noch) KEIN Kind hast, ist wahrlich kein beneidenswerter Zustand. Da hilft es auch nicht, dass du gerade erst 30 geworden bist. Dreißig! Also quasi kurz nach Abitur und Studium, mitten in der Blüte deines Lebens. In der Zeit, in der du locker flockig 60 Stunden die Woche im Büro abreißen kannst. Jetzt schon Papa werden? Nein, das hat jetzt aber echt noch Zeit. Und überhaupt, wir wollten doch nächstes Jahr noch mal auf die Kanaren. Die bereits bekinderten Freunde kennen dagegen keine Gnade. Die Frage nach dem „wann ist es denn bei euch endlich soweit?“ hallt dir jedes Mal so nachhaltig im Kopf wie eine unnötige Wurzelbehandlung. Auch dieses Gefühl lässt sich aber noch steigern. Dieses dich innerlich zerrupfende Erlebnis, ohne eigenes Kind auf einer Geburtstagsparty einer Zweijährigen eingeladen zu sein – inmitten von acht Familien mit kumulierten 16 Rotzfressern – sollte man wahrlich nicht unterschätzen. Jetzt nur das Briefing befolgen: Nicht böse gucken, wenn einem der zehnmonatige haarlose Balg sein letztes und das vorletzte Essen vor die Füße spuckt. Oder dieses penetrante Kreischen der hyperaktiven fünfjährigen offensichtlich Schwererziehbaren, die seit zehn Minuten mit den Holzclogs über das Parkett stampft, jämmerlich unterbrochen durch den stupiden Hinweis der Mutter, dass man doch auch leiser Krach machen kann. Aber wenn sie doch so einen Spaß dabei hat?! Kann man dem Kind böse sein? Man kann. Die Spitze des Schreckens-Eisberges erklimme ich, als ich dieses eine, andere, fremde Kind tatsächlich anfassen soll. „Nimm ihn doch mal hoch, auf deinen Arm, brauchst keine Angst zu haben, du tust ihm nicht weh. Er schläft ja ganz tief und fest. Mädels, schaut mal, wie er ihn hält, er hat schon drei Minuten nicht geatmet, hahahaha.“

Ich fühle mich sichtlich deplatziert in dieser Umgebung. Aus evolutionstechnischen Gründen behaupte ich mal, dass es mir dabei als Mann noch viiiiiiel schlimmer ergeht als meiner Frau. Minuten werden zu Stunden, Spucke zu Brei, dreistellige Dezibel addieren sich zu einer ausgewachsenen Migräne. Zum Glück ist die Party 18 Uhr zu Ende. Das einzig Gute an einer Kindergeburtstagsparty: Die Kleinen müssen früher ins Bett als ich. Nie wieder, denke ich.

Das klappt nicht wirklich, muss ich später erkennen. Denn es gibt Murphy. Ob es Gott gibt, daran zweifle ich manchmal. Aber Murphy, den gibt es. Murphy. Nicht der Eddie. Sondern Law. Nicht Jude. Murphy’s Law! Wenn du Scheiße am Fuß hast, hast du Scheiße am Fuß. Dann gibt es diese Geburtstage nämlich zukünftig erst quartalsweise, dann monatlich. Ich suche einen Ausweg. Also vielleicht doch ein eigenes Kind? Sich anpassen. Wie das Chamäleon. Die Umgebung adaptieren, um einen Teil derselben darzustellen.

Entscheide dich endlich, du Depp

Ich kann Euch nicht sagen, wann genau man sich nach dem wievielten Hefeweizen mit Rum-Spülung entscheidet, eine Familie zu gründen. Manchmal geschieht es sicherlich auch unbewusst – oder unverhütet. Wenn man sich jedoch bewusst zu diesem Schritt entscheidet, gibt es vermutlich auch einen Grund dafür. Oder eine Rechtfertigung.

In den letzten Jahren, glaube ich, einige dieser Gründe erkannt zu haben:

1. Stolz auf eine Buchstabenkombination

Der Stammhalter-Grund steht ganz oben auf der Liste. Es muss einfach jemanden geben, der diesen verdammten Stammbaum weiterführt. Also ganz klar einen Sohn. Mit dem kann man außerdem Fußball spielen, kampeln, später auch mal den einen oder anderen Schnaps wegknallen. So ein richtig cooler Junge halt. Wie man selber einer war. Frauenheld und mit ner großen Fresse. Ganz wichtig ist aber, dass er später den altehrwürdigen Familiennamen weitergibt an seine Kinder. Man kennt zwar niemanden mehr ab der dritten Generation vor einem, aber die hießen auch schon Müller, Schmidt, Meier, Haselsbacher, Grünkopf – was auch immer. So einen will ich, der meinen Familiennamen die nächsten Generationen weitergibt, wo muss ich unterschreiben? Ich frage mich immer, was in diesen Familien mit den erstgeborenen Töchtern passiert?!

2. Zehn Extrapunkte für den Lebenslauf

Jeder kennt das. Irgendwann hat jeder in seinem Leben einmal eine Bewerbung geschrieben. Auch die ganz Dummen, sogar die ganz Intelligenten mussten das. In der allerersten stand ganz sicher bei fast Jedem in der Zeile Familienstand: ledig. Um sich gänzlich abzusichern beim neuen potentiellen Arbeitgeber: ledig, ohne Kinder. Der Job war dir so gut wie sicher, wenn du dich nicht völlig spackig angestellt hast.

Zehn Jahr später. Weil du noch immer nicht die Frau deines Lebens kennen- und liebengelernt hast,  hängt dir das „ledig“ in der Bewerbung inzwischen wie ein Kropf am Hals. Anfang 30, anscheinend immer noch ohne soziale Bindung. Irgendwas stimmt mit dem nicht. Psychopath.

Wie gut, dass du schon Kinder hast. Als unverheirateter Langzeitpartner, aber mit zwei Kindern, stehst du mitten im Leben und bist bereit für den nächsten Karriereschritt. Führungsqualitäten? Aber hallo, frag mal die Zweijährige, wer sich neulich den linken Schuh selbst anziehen musste. Durchsetzungsvermögen? Sogar nachts um drei vorm Kinderbett. Ekel? Grünen Schleim gibt’s nicht erst seit den Ghostbusters. Keine Frage also, den Teamleiter-Job, den hast du damit in der Tasche. Also ran an den Speck.

3. All you need is love!

Jetzt wird’s kitschig. Liebe. Auch in unserer heutigen kalten Welt voll von Eitelkeit, Egoismus und Selbstzerfleischung, gibt es Kinder, die aus Liebe entstanden sind. Weil zwei Menschen durch das eigen Fleisch und Blut einen zusätzlichen wahren Sinn im Zusammenleben sehen. Oder man merkt, dass das gemeinsame Leben leider noch eine riesige Lücke hinter sich herzieht, die täglich größer wird. Dann wird das Kind zum unbezahlbaren Schatz, der das Leben bereichert und das Glück vollendet. Ja, man muss schon echt viele Hugh Grant-Filme gesehen haben, um an wahre Liebe mit Kinderwunsch zu glauben. Aber verdammt noch mal, es gibt sie.

Gehen wir einmal dank leicht romantisch angehauchtem Gedankengut davon aus, dass statistisch vermutlich der überwiegende Teil der Kinder heutzutage aufgrund Letzterem das Licht der Welt erblickt. Was wäre das doch für eine Welt, in der Mütter und Väter ihre Kinder mit ein- und derselben Intensität und Leidenschaft bekommen und großziehen?!

Okay. Bekommen ist klasse. Kaum ein Papa, der nicht auf Instagram, Facebook & Co. Nabelschnüre durchtrennt, schreiend werdenden Müttern Hände, Köpfe oder Beine hält – obwohl einem von Letzterem wirklich von jeder Hebamme abgeraten wird. Da sind die meisten Papas echt klasse. Der Fels in der Brandung. Das Licht am Ende des Geburtstunnels. Aber was kommt danach?

To be continued…

Image Source: https://www.freestock.com/free-photos/dad-kissing-mums-belly-including-clipping-1709315

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Der alltägliche Wahnsinn im Leben eines Vollzeitvaters https://www.papasrabauken.de/2017/10/21/der-alltaegliche-wahnsinn-im-leben-eines-vollzeitvaters/ https://www.papasrabauken.de/2017/10/21/der-alltaegliche-wahnsinn-im-leben-eines-vollzeitvaters/#respond Sat, 21 Oct 2017 21:15:27 +0000 https://www.papasrabauken.de/?p=177 Vollzeitvater. Ein seltsames Wort. Habt ihr dieses Wort im eigenen Sprachgebrauch mal benutzt? Eher nicht. Kennt jemand von euch persönlich einen Vollzeitvater? Vermutlich die Wenigsten. Das Wort Vollzeitvater existiert auch nicht im Duden. Die Vollzeitmutter übrigens auch nicht. Vermutlich aufgrund der Tatsache, dass Vollzeit letztlich vor allem die tageszeitliche Ausprägung eines Beschäftigungsverhältnisses definiert und Vater… … Der alltägliche Wahnsinn im Leben eines Vollzeitvaters weiterlesen

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Vollzeitvater. Ein seltsames Wort. Habt ihr dieses Wort im eigenen Sprachgebrauch mal benutzt? Eher nicht. Kennt jemand von euch persönlich einen Vollzeitvater? Vermutlich die Wenigsten. Das Wort Vollzeitvater existiert auch nicht im Duden. Die Vollzeitmutter übrigens auch nicht. Vermutlich aufgrund der Tatsache, dass Vollzeit letztlich vor allem die tageszeitliche Ausprägung eines Beschäftigungsverhältnisses definiert und Vater… naja… ihr wisst schon, die Blumen und die Bienen und so weiter. Vollzeitvater.

Wieso eigentlich Vater, wo ist denn eigentlich die Mutter? Die hat doch mit dem Nachwuchs zuhause zu bleiben. Sagt die Gesellschaft, sagen die Freunde und Bekannten, sagt sogar die Familie, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand. Vollzeit. Vater. Nichts als Gegensätze und Widersprüche. Fast ein Oxymoron. Offensichtlich vemeidet man es heutzutage, das Vatersein mit einer jobähnlichen Beschäftigung gleichzusetzen. Aber warum eigentlich? Machen wir uns doch mal den Spaß und vergleichen den Alltag eines kinderlosen, aber glücklichen, Angestellten mit dem Alltag eines Vaters, der sich ganztags um Kleinkinder und den Haushalt (nicht der finanzielle, sondern der echte mit Küche, Wäsche, Putzen und so) kümmert.

Vater – 7:00 Uhr – Ein neuer Tag. Im Sommer. Also eigentlich. Nur nicht wenn man das Wetter im Juli in Deutschland  kennt. Die mickrige Sonne blinzelt vorsichtig durch die Wolken und die nahezu komplett mit braunen Schals verdunkelten Fenster des Schlafzimmers. Nur an den Seiten schiebt der Wind die Schals vorsichtig zur Seite und wieder zurück. Idylle, könnte man meinen. Die Augen noch geschlossen, der Geist noch komatös vom vorherigen Tag höre ich doch im Unterbewusstsein bereits das leise Wimmern einer wachen Einjährigen. Und dann das der zweiten. Während ich versuche noch einmal in den Schlaf zu flüchten, braust barfuß mit brachialer Wucht der Thronfolger zum Schlafgemach der Eltern und vollendet mit einem fulminanten Satz die Landung auf meiner Hüfte. Der Tag hat begonnen. Und auch der Schmerz.

Kinderloser Angestellter – 7:00 Uhr – Ich drehe mich noch mal um. Anschließend 4x Snooze auf dem Handy. Schnarch.

Vater – 9:30 Uhr – Erstes Mal umgezogen. Nicht die Kinder, sondern mich. Zwei Stunden Dauerrotieren hinter mich gebracht. Klamotten raussuchen. Kinder anziehen, auch wenn sie dabei wie immer schlechte Laune an den Tag legen. Die zwanzig Tritte in den Bauch nehme ich vor dem Wickeltisch stillschweigend zur Kenntnis. Noch. Dann die Raubtierfütterung. Der Haferbrei wird regelrecht inhaliert. Von fast allen. Nur mein Appetit hält sich in Grenzen. Zweimal erwärme ich die letzten Kaffeereste vom Vortag – bevor ich sie doch unberührt in der Mikrowelle verdunsten lasse. Dann halt ohne Doping.

Der Haferbrei bringt bei allen Kindern den Darm in Schwung. Zum optimalsten aller Zeitpunkte, kurz nachdem alle Hosen, Jacken, Schuhe, Mützen und andere Textilien gebrauchsfertig am Kind befestigt sind. Nicht nur aus Hackepeter wird K… später. Und auch nicht immer erst später, sondern auch gern mal früher. Also wieder ausgepellt, abgewischt, eingecremt, zugeklebt, neu verpackt und ab zur Tagesbetreuung. Wieder mal zu spät. Obwohl Alexa 15 Mal die Uhrzeit durch die Wohnung zurückgebrüllt hat. Kurze Zeit später stehe ich wieder im Schlachtfeld aus Windelmüll und Futterresten. Der Schweiß läuft langsam den Rücken herunter und ich atme aus – zum ersten Mal heute.

Kinderloser Angestellter – 9:30 Uhr – Rasieren, duschen, auf dem Weg zur S-Bahn die erste Genuss-Kippe, Earpods rein und ne gute halbe Stunde auf dem iPhone rumdaddeln. Heute mal ein kleines Game. Oder drei. Danach einen Caramel Macciato und das obligatorische Franzbrötchen besorgt, bevor ich pünktlich ins Büro spaziere. Und jetzt voll energized meiner Kreativität und Arbeitslust freien Lauf lassen.

Vater – 12:00 Uhr – Die Kasse beim Discounter ist lang. Ich sehe es im Vorbeigehen, während ich tonnenweise Joghurts (Joghurte, Joghurtse… wie auch immer) in den Einkaufswagen hieve. Außerdem darin bereits befindlich: Gefühlt drei Hektoliter frische Milch, mehrere Bio-Bananen-Stauden, Bio-Waffeln (WaffeLn!!), Bio-Wurst, Bio-Käse. Bio-nade gibt das Sortiment nicht her. Eh kein Platz mehr im Wagen. Ganz oben auf den Fressalien balanciere ich ein neues Baby-Planschbecken, nun das dritte im Haushalt, und vier neue Strampler aus Baumwolle, nein, Bio-Baumwolle. Was sein muss, muss sein. Mühsam kämpfe ich mich mit dem Fressalien-Panzer zur Kasse. Die Minuten vergehen, bis ich alles auf dem weglaufenden Band verstaut habe. Früher waren die Bänder aber länger, denke ich mir. Die Kopfschüttler hinter mir beäugen mich kritisch, wie ich Milch auf Milch auf Milch stapele. Die EC-Karte glüht, zum dritten Mal heute Vormittag nach Windeltruck (gibt es wirklich und nur zu empfehlen, für alle, die Windeln en masse zum kleinen Preis kaufen möchten) und Drogerie. Kinder kosten Nerven, und Geld. Verdammt viel Geld sogar.

Der Kofferraum platzt aus allen Nähten. Während ich vom Parkplatz rolle, brüllt mich das Handy schon mit dem ersten Reminder für heute an. Kind abholen. Doch zuvor erst einmal die neuesten Erwerbungen ins Domizil verfrachten. Die Bandscheiben ächzen, die Oberschenkel brennen, der Puls jagt. Geschafft. Bis übermorgen.

Angestellter – 12:00 Uhr – Mails checken, zwei spontane Meetings. Den Kaffeevollautomaten gequält, eine nette Raucherpause mit Klatsch und Analyse des gestrigen Champions-League-Abends. Dann überlegt, worauf ich Hunger habe. Ach, heute mal Pizza, ganz langweilig. Vielleicht kann ich gleich sogar noch für zehn Minuten die Augen zu machen in der Lounge. Und danach ab an den Kickertisch.

Vater – 18:00 Uhr – Kinder geholt. Keines vergessen. Alle freuten sich riesig mich zu sehen. Anders ist das kurzatmige Kreischen und wilde Schlagen nicht zu erklären. Heute keine Schoko-Donuts zum Kaffee serviert, die Atmosphäre am Tisch gefriert. Drei Augenpaare durchbohren mich bis ins Mark – bis ich glücklicherweise noch ein paar Eierkuchen aus dem Nichts auf die Teller zaubere. Dass sich neben den fingerdick mit Apfelmus bestrichenen Teigfladen Gabel und Löffel befinden, findet im Futter-Rausch keine Beachtung. Hände, Teig, Mus und Gesicht werden zu einer homogenen Masse, aus der vereinzelt eine nach Luft und Nachschub suchende Zunge heraussticht. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Nach einer ersten oberflächlichen Schmutzentfernung und einer erneuten Unterbodenwäsche geht es trotz bevorstehendem akuten Fresskoma ohne Pause sofort auf den Spielplatz. Ob ich will oder nicht. Nach einer blutigen Nase, Schürfwunden an Knie und Ellenbogen und einem Plastik-Teller mit feinstem Sand als krönendem Dessert schiebt mich der Autopilot des Kinderwagens zurück nach Hause. Das anschließende Abendessen, Bettfertigmachen und good old Sandmännchen erlebe ich nur noch in der dritten Dimension.

Kinderloser Angestellter – 18:00 Uhr – Heute mal richtig produktiv gewesen. Und kreativ. Bin stolz auf mich. Der Chef ist es auch. Das Feierabend-Pils habe ich mir absolut verdient. Füße hoch. Abendprogramm.

Vater – 23:00 Uhr – Vierzehn Mal den Befehl des unmittelbaren Erscheinens der schreienden, wimmernden, hustenden, quengelnden und schnarchenden Ruhestörer ausgeführt, vierzehn Mal stoppt der Festplattenreceiver die abendliche Komödien-Unterhaltung auf der von Kinderhand zerkratzten HD-Glotze. Jeder Gag verpufft in den Qualen der Erschöpfung. Mein Körper schreit nach Erlösung, der Geist hat seit zwei Stunden die Arbeit eingestellt. Ich krieche auf allen Vieren ins Bett. Die Abendsonne verschwindet mit letzten Strahlen endgültig vom Horizont. Nachtschicht, aber kein Schichtwechsel. Vollzeitvater halt.

Kinderloser Angestellter – 23:00 Uhr – Kino, Burger, ein paar Hefe und ne Cohiba. Ganz normaler Abend halt. Gar nicht richtig müde, also noch ne ganze Staffel Sheldon Cooper am Stück geschaut. Freue mich auf morgen. Zum Glück habe ich da auch noch keine Kinder.

Image Source: https://www.freestock.com/free-photos/business-man-hanging-clock-wall-106050968

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